9. November: Mit Vortrag, Theaterstück und Mahnwachen der Opfer des Nationalsozialismus gedenken

"Ich möchte hier keine Ferien machen", sagt der Kleine. "Wir bleiben nicht lange", antwortet sein Vater - doch er irrt. Er und sein Sohn werden im Konzentrationslager der "Männer in Schwarz", der Nazis, leiden, getrennt werden und schließlich umkommen. Das Theaterstück "Die atmende Wand" ist eins der Angebote, die am Sonntag und Montag, 9. und 10. November, an die Reichspogromnacht 1938 erinnern sollen. Damals brannten in Deutschland, der Tschechoslowakei und Österreich die Synagogen.

Die Glinder Aktionsgruppe MuT (Menschlichkeit und Toleranz) macht den Auftakt am Sonntag. Sie lädt für 18.30 Uhr ins Gutshaus, Möllner Landstraße 53, ein. Niels Brock wird ab 19 Uhr in einem Powerpoint unterstützten Vortrag über die Geschehnisse im damaligen Nazi-Reich berichten. Er wird daran erinnern, wie der offene Terror begann, wie aus Diskriminierung und Ausgrenzung, Gewalt, Verfolgung und schließlich Vernichtung wurde. Er wird zeigen, wie jüdische Bürger gedemütigt, verhaftet, misshandelt und auch getötet wurden. Er wird über den Mob berichten, der durch die Straßen marodierte, von Juden geführte Geschäfte demolierte, plünderte und zerstörte. Er wird schließlich auch einen Bogen zu heutigen Geschehnissen schlagen. "Wir wollen erinnern. Nur dann können wir erkennen, gegen welche gefährlichen Ansätze wir heute aufstehen müssen", sagt Hans-Jürgen Neff (MuT). "Wir wollen sensibilisieren. Denn die Zweifel daran, ob man etwas gegen rechtsextremistische Tendenzen tun muss, sind nicht angemessen."

Sensibilisieren wird in jedem Fall das Ein-Personen-Stück "Die atmende Wand". Der Schauspieler Yannik Reimers, der das Stück selbst schrieb, wird es musikalisch unterstützt von Karla Feles auf die Bühne bringen. "Das Stück geht unter die Haut", beschreibt Hans-Jürgen Neff.

Den Abschluss wird der Abend gegen 21 Uhr mit Gedenkminuten vor dem Thor-Steinar-Laden am Glinder Berg finden.

Dorthin lädt auch die Bürgerinitiative "Glinde gegen Rechts" für Montag, 10. November, ein. "Lichter gegen das Vergessen" heißt ihre Aktion, mit der sie an die Opfer der Reichspogromnacht erinnern will. "Nie wieder darf Vergleichbares in unserem Land geschehen", appelliert die Bürgerinitiative, die sich seit mehr als drei Jahren mit fast täglichen Mahnwachen vor dem Thor-Steinar-Laden weit über Glinde hinaus einen Namen gemacht hat. Sie will mit den Protesten erreichen, dass das Geschäft mit Textilien, die bei Neo-Nazis beliebt sind, geschlossen wird.

Die Bürgerinitiative bittet die Glinder, am Montag zwischen 17 und 19 Uhr mit Kerzen und Grablichtern zum Parkplatz, Möllner Landstraße 37, zu kommen und ein Licht gegen das Vergessen aufzustellen. Jedes soll die Toten ehren und ein Zeichen gegen Menschenverachtung und Ausgrenzung setzen. Es soll gezeigt werden, dass sich Glinder 76 Jahre nach der Reichspogromnacht gemeinsam für eine humane und solidarische Gesellschaft einsetzen.