Aktion soll Verkehrschaos eindämmen und auch den Eltern beim Loslassen helfen

Von Montag an zieren 274 selbst gemalte, bunte Füße die Gerberstraße. Sie sind Sinnbild und "Verkehrsschild" für die Aktion "Zu Fuß zur Schule", an der vom 22. September bis 2. Oktober alle 274 Schülerinnen und Schüler der Helmut-Landt-Grundschule teilnehmen. Schulleiterin Kerstin Nitschmann nutzt den Anlass, um gleich mehrere Ziele umzusetzen - auch bei den Eltern.

Die Aktion soll nicht nur die Verkehrssicherheit und Bewegungsfreude der Kinder trainieren, sondern auch das morgendliche Verkehrschaos vor der Schule entspannen und die Umwelt schonen. Denn eine Viertelstunde vor Schulbeginn geht an der Gerberstraße oft nichts mehr, weil die Autos von Eltern, die ihre Kinder zur Schule fahren, die Fahrbahn verstopfen.

"Manchmal können die Anwohner nicht mehr aus ihren Einfahrten heraus", erzählt Nitschmann. Auch von waghalsigen Wendemanövern auf dem Schulgelände weiß sie zu berichten. Obwohl im so genannten "Schonraum Schule Kita und Hort" in der Gerberstraße in einer Zehn-Kilometer-Zone Schritttempo gefahren werden muss, brausen manche Eltern dort entlang. Denn sie wollen ihre Kinder noch schnell vor dem Schuleingang aus dem Auto lassen. Andere parken Fußwege und Einfahrten zu, gefährden andere Kinder, um dann ihre Steppkes bis zum Schultor zu begleiten. Dass sie ihnen die Ranzen in die Klassen tragen, hat die Schulleiterin aber mittlerweile unterbunden.

In den nächsten zwei Wochen wird es Autofahrern schwerfallen, sich weiter so falsch zu verhalten. Von Montag an stehen frühmorgens Viertklässler mit Plakaten und Warnwesten vor der Schule, um auf ihre Aktion aufmerksam zu machen. "Wir erhoffen uns dadurch ein Umdenken bei Eltern, denen es schwer fällt, ihre Kinder selbstständig zur Schule gehen zu lassen", sagt Nitschmann. Warum die Erwachsenen ihren Nachwuchs nicht loslassen können, kann die Schulleiterin nur vermuten. "Vermutlich weil Kinder ein seltenes Gut geworden sind. Oft sind es Einzelkinder. Eltern, die mehrere Kinder haben, sind meist gelassener."

Ihre Ängste kann die Schulleiterin zwar verstehen, rät den Familien jedoch, sich untereinander mehr zu helfen. "Wir separieren uns immer mehr voneinander. Es wäre doch schön, wenn eine Mutter beispielsweise gleich mehrere Nachbarskinder zur Schule begleitet, am besten zu Fuß oder mit dem Rad." Für alle Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto bringen müssen, hat die Schule eigens einen Plan mit geeigneten Stellen am Wiesenweg, an der Smaalkoppel und Gerberstraße ausgearbeitet, an denen Halten und Weiterfahren problemlos möglich ist. Nitschmann hofft auf einen lang anhaltenden Lerneffekt - auch bei herbstlichem Schmuddelwetter, wenn sonst die Pkw-Dichte vor der Schule am höchsten ist.

Im vergangenen Jahr beteiligten sich bundesweit über 67 000 Kinder an der jährlichen Aktion des Verkehrsclubs Deutschland e.V. (VCD) und dem Deutschen Kinderhilfswerk. Beide Organisationen rufen zum achten Mal Grundschulen und Kindergärten in ganz Deutschland auf, sich an den Aktionstagen zu beteiligen.