ÖPNV: Proteste zeigen erste Wirkung - Doch der Kreis erwartet finanzielle Beteiligung der Stadt

Die Proteste haben gewirkt. Die CDU-Kreistagsfraktion will den Basisfahrplanentwurf für das Glinder Busnetz erweitern und dafür Haushaltmittel des Kreises in Höhe von 800 000 ausschöpfen. Den Glinder Politikern geht das aber nicht weit genug. Gestern beschlossen die Mitglieder des Bauausschusses einstimmig einen Antrag von CDU, Grüne und SPD zum Erhalt der bisherigen Busverbindungen - ohne Kostenbeteiligung der Stadt.

Bislang mussten weder Landkreis noch Kommunen Geld für die Busverbindungen zahlen. Die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) betrieben das Busnetz in Glinde, Reinbek und Oststeinbek seit 2005 eigenwirtschaftlich. Das lohnt wegen rückläufiger Fahrgastzahlen nicht mehr. VHH-Verkehrsplaner Gerald Kruse: "Wir haben in Glinde ein riesiges Nachfragepotential, das wir nicht erreichen, weil der Fahrgast nicht bereit ist, zehn Minuten zum Bus zu gehen."

Der Landkreis als Aufgabenträger ist nun in der Pflicht zum Erhalt eines Busangebotes, das bisherige würde ihn jährlich 1,1 Millionen Euro kosten. Der den Kommunen zur Beratung vorgelegte Basisfahrplan für günstigere 500 000 Euro böte indes nur ein deutlich eingeschränktes Angebot. So zum Beispiel einen 20-Minuten-Takt der Linie 11 außerhalb der Stoßzeiten und am Wochenende. Dagegen gingen Bürger auf die Barrikaden. 1330 Unterschriften hatte Sandra-Pia Wöhrmann dem Vorsitzenden des Kreisverkehrsausschusses, Lukas Kilian (CDU), am 14. August überreicht. Kilian ging anschließend erst mit den Glinder Fraktionen und dann mit der Kreis-CDU in Klausur. Eine so gravierende Umstellung könnte den ÖPNV im Südkreis erheblich schwächen, hieß es im Anschluss vonseiten der Union. Der Basisfahrplanentwurf sei zu erweitern, ein Status Quo aber nur mit Beteiligung der Kommunen erhaltbar.

Davon halten die Glinder Politiker nichts. Peter Michael Geierhaas (SPD): "Die Änderungen stellen eine besondere Härte dar, schließlich hat Glinde keine Bahnanbindung." Dass bei einer wachsenden Stadt in der Metropolregion Hamburg der ÖPNV reduziert wird, "das verstehen wir nicht", kritisierte Wolfgang Pohlmann (CDU). Zunächst hatte der interfraktionelle Antrag noch den Passus enthalten, dass Glinde sich in den kommenden zwei Jahren "angemessen an den Mehrkosten beteiligen" wolle. Diesen Absatz strichen die Fraktionschefs wieder. "Wir zahlen ja schon sechs Millionen Kreisumlage", so Geierhaas.

Lukas Kilian, der als Zuhörer erschienen war, zeigte sich enttäuscht: "Wir wollen die Eckwerte des Haushaltes ausschöpfen und hier wird beschlossen: Alles soll so bleiben, für null Euro. Im Moment zahlen Siek und Lütjensee mehr für den ÖPNV als Glinde."

Der Verkehrsausschuss wollte ursprünglich im Oktober über den neuen Fahrplan entscheiden. So schnell wird es nun wohl nicht gehen: "Wir müssen jetzt miteinander ins Gespräch kommen und auch den Glindern klarmachen, dass es nicht alles zum Nulltarif gibt", sagt Kilian.