Kriminalpolizei wertet Spuren aus - Diesmal gibt es Zeugen und viel Solidarität aus der Stadt

Zwei Tage nach dem ersten Anschlag gegen das Heimtierbedarfsgeschäft von Rolf Metschulat an der Mühlenstraße haben bisher unbekannte Täter in der Nacht zum Freitag erneut zwei Steine ins Schaufenster geworfen.

Viel neuen Schaden haben sie nicht angerichtet - seit dem ersten Übergriff in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch hatte der Laden ohnehin nur eine Notverglasung. Papagei Anton wird allerdings vorerst nicht mehr im Geschäft schlafen. In seinem Käfig landeten erneut Glassplitter, er selbst blieb unverletzt.

Anders als beim ersten Mal gibt es diesmal Zeugen - und Hinweise auf einen rechtsradikalen Hintergrund: Eine Nachbarin sah und hörte gegen 21 Uhr am Donnerstagabend dunkel gekleidete Jugendliche mit Kapuzen über dem Kopf, die Naziparolen grölend die Straße entlang liefen. Eine weitere Nachbarin hörte zwei Stunden später erneut Lärm und Gegröle.

Und es gibt diesmal Spuren, die bereits auf dem Weg zur Kriminalinspektion Lübeck sind. Unter anderem wurden Zigarettenkippen sichergestellt. "In derselben Nacht hat jemand Zigaretten auf der weißen Sitzbank vor dem Geschäft ausgedrückt und dort liegen lassen", sagt Metschulat, der Sprecher der Glinder Bürgerinitiative gegen Rechts ist.

Einen speziellen "Gruß" ließen die Täter auch für ihn zurück. Zwei der Betonwürfel legten die Unbekannten ihm direkt vor die Eingangstür, vor der Bank platzierten sie mehrere Pflastersteine. Wer sich da nicht bedroht fühlt, ist hart im Nehmen. "Ich stecke das weg", sagt der 58-Jährige, der sich jetzt um eine Videoüberwachung kümmern will.

In der Zwischenzeit haben ihm Freunde und Bekannte versichert, sie würden beim Spazierengehen verstärkt auf sein Geschäft achtgeben. Schon nach dem ersten Anschlag hatte es eine Welle der Solidarität mit Metschulat gegeben. Sogar Spendenangebote für eine neue Schaufensterscheibe hat er erhalten.

Die Glinder BI gegen Rechts hatte sich gegründet, nachdem in der Ladenzeile am Glinder Berg ein Geschäft mit Kleidung der bei Rechtradikalen beliebten Marke "Thor Steinar" eröffnete. Die Mitglieder diskutieren nun, ob sie eine Belohung für Hinweise auf die Täter ausloben sollen.