Sambawelle probt in der Spinosa

Jeden Montagabend wackeln im Mehrzweckraum in der Spinosa am Schlehenweg 1 a sprichwörtlich die Wände. Dann gibt die Sambawelle Bergedorf e.V. mit ihren Trommeln lautstark den Ton an. Und auch wenn die wenigsten Mitglieder des Vereins südamerikanische Wurzeln haben, bringen sie doch den Rhythmus des brasilianischen Karnevals nach Glinde.

Als freie Mitarbeiterin der Bergedorfer Zeitung will ich dieses rhythmische Lebensgefühl testen: Die Trommler begrüßen mich herzlich, allen ist die Freude auf den bevorstehenden Übungsabend deutlich anzumerken. Irgendwie hat jeder ein breites Grinsen im Gesicht. Das steckt an, und ich habe plötzlich unbändige Lust, einfach loszutrommeln.

Aber bevor es soweit ist, müssen die Instrumente gestimmt werden. Das Trommelfell aus echtem Ziegenleder wird dazu mit einem speziellen Werkzeug gespannt. Alle, die keine eigene Trommel mitbringen, bekommen Instrumente gestellt. Mir wird prompt das größte, die Surdo, umgehängt - eine 60 Zentimeter hohe und sieben Kilogramm schwere Trommel. Die Surdo ist mit einem breiten Gurt über meiner Schulter befestigt. Das Gewicht verteilt sich ganz gut, aber ich habe trotzdem Hochachtung. Vor meinem inneren Auge ziehen Szenen vorbei, bei denen ich die Mitglieder der Sambawelle Bergedorf an heißen Sommertagen in Aktion erlebt habe.

Michael Gehbauer (46) ist schon zehn Jahre dabei und warnt mich: "Es wird richtig laut, du solltest unbedingt einen Hörschutz tragen. Ich habe das früher nicht gemacht und bin mit den Jahren schon etwas taub geworden." Eine Trommlerin reicht mir einen Hörschutz, dann werde ich noch mit Knieschonern - wie beim Skaten - ausgestattet. "Die schützen deine Knie, sonst hast du morgen blaue Flecken", erklärt mir Astrid Kleinsorge (49), der die monströse Surdo gehört. Dann bekomme ich noch eine kleine Einweisung, wie ich die Trommel so lenken kann, dass sie nicht um meine Beine schlackert. Es klappt, nur mit dem Rhythmusgefühl habe ich so meine Schwierigkeiten, ich schlage immer dann prompt und lautstark auf das Ziegenfell, wenn mein Instrument keinen Einsatz hat.

Von meiner musikalischen Talentfreiheit lässt sich aber niemand stören. Die übrigen 17 Trommler entlocken ihren Instrumenten das Lebensgefühl des Karnevals. Das steckt an, meine Füße wippen und mein Grinsen wird noch etwas breiter. Die Zeit vergeht wie im Flug. Als ich die Surdo wieder abgebe, weiß ich, meine Einlage war von Perfektion weit entfernt - aber es hat unheimlich viel Spaß gemacht.

Wer sich der Sambawelle anschließen möchte: Mitspieler werden immer noch gesucht. Notenkenntnisse sind nicht erforderlich, jeder kann es einfach ausprobieren. Interessierte schicken eine Mail an die Adresse: info@sambawelle-bergedorf.de