Bestattungsvielfalt: Die Stadt investiert 18 000 Euro in den Friedhof, ihre “Visitenkarte“

Viele Friedhofsbesucher bleiben interessiert stehen, wenn sie die neuen Urnenstelen am Eingang Tannenhof entdecken. "Interessant ist diese Lösung schon", sagte ein Bergedorfer, der gestern ein Glinder Grab besuchte. "Das erinnert mich an Friedhöfe im Ausland, im Mittelmeerraum."

Ein Friedhofsgärtner, der nicht namentlich genannt werden möchte, ist von dieser Bestattungsform nicht begeistert: "In felsigen, steinigen Ländern mögen solche Kolumbarien ja berechtigt sein. Aber bei uns ist doch genug Platz für Erdbestattungen. In Süddeutschland gibt es schon Gemeinschaftsgräber für bis zu 40 Urnen, die von Gärtnern fertig angelegt werden. Mich würde interessieren, was mit der Asche passiert, wenn die Grabzeit abgelaufen ist und die Angehörigen vielleicht nicht mehr leben. " Allerdings ist er von Berufs wegen auch nicht unparteiisch: Bestattungsformen, die keiner Pflege bedürfen, liegen nicht in seinem Interesse.

Auch wenn einige Passanten noch glauben, dass es sich bei den sechs Betonstelen mit Natursteinvorsatz um ein Mahnmal handelt, sollen in den 18 Kammern des Kolumbariums die Asche von Verstorbenen ihre letzte Ruhe finden. 18 000 Euro hat die Stadt dafür investiert.

"Diese Stelen haben den Vorteil, dass in die Türen individuell Namen, Daten und Sprüche eingraviert werden können, die Gräber aber keine Pflege brauchen", erläutert Bürgermeister Rainhard Zug. In Glindes Stadtverwaltung gab es bereits erste Anfragen zu dieser Bestattungsform, doch die Gebührensatzung sowie die Laufzeiten werden erst am 28. August vom Bauausschuss beschlossen.

Die Stadt Glinde hat nach neuen Bestattungsformen gesucht. Ein Grab soll selbstverständlich würdevoll sein. Gleichzeitig argumentieren viele, sie wollten ihren Kindern nach ihrem Tod nicht zur Last fallen. Das neue Kolumbarium soll beide Kriterien erfüllen. Deshalb hat die Stadt sechs Urnenstelen mit insgesamt 18 Kammern errichten lassen.

Glinde hat in den vergangenen Jahren regelmäßig in den städtischen Friedhof investiert. "Der Friedhof ist so etwas wie die Visitenkarte einer Stadt", sagt Zug. "Er ist für Glinde sehr wichtig." So wurde im vergangenen Jahr erstmals ein Zaun um das gesamte Gelände errichtet, um die Pflanzen vor Wildverbiss zu schützen. Bäume, deren Standfestigkeit nicht mehr gesichert war und die viel Licht nahmen, wurden gefällt. Neue Wegweiser wurden aufgestellt. Außerdem renovierte der heutige Bürgervorsteher Rolf Budde die Kapelle ehrenamtlich. Laut Rainhard Zug liegt es auch künftig in Glindes Interesse, etwas für den Friedhof zu tun.

Die Regeln für die neuen Stelen setzen jetzt die Politiker am Donnerstag, 28. August, im Bürgerhaus, Markt 2 fest. Die öffentliche Sitzung des Bauausschusses beginnt um 19 Uhr. Erst danach, ab Mitte September, kann die Stadtverwaltung die Urnenkammern vergeben.