Würfel und Tütchen: Helga Jenkel verschenkt ihre umfangreiche Zucker-Sammlung

Die weißen Wandregale in der kleinen Küche im ersten Stock sind liebevoll mit blauer Spitze eingefasst. Auf ihnen stehen an die 160 Gläser mit unzähligen Zuckerstücken - in Würfelform, als Stangen oder Tütchen. Angefangen hat alles vor 40 Jahren, als Helga Jenkel beim Kaffeetrinken in einem Lokal ein Stück Zucker in einer wunderschönen Verpackung entdeckte.

"Da bin ich auf die Idee gekommen, Zuckerstückchen zu sammeln", erinnert sich die 83-jährige Glinderin. Immer mehr winzige Päckchen mit dem süßen Stoff kamen in ihrem Zuhause an der Saalbergstraße zusammen. Viele Zuckerstücke brachte sie selbst von Urlauben und Auslandsreisen mit, aber auch von Ausflügen in die nähere und weitere Umgebung von Glinde. Andere Würfelzucker kamen von Nachbarn, Familienmitgliedern und Freunden, die wussten, dass sie sammelt. So erhielt sie einmal als Geburtstagsgeschenk ein gerahmtes Bild mit Zuckerbeuteln aus allen Schweizer Kantonen. Dieses Bild hängt ebenfalls in der kleinen Küche, die früher von ihren Eltern genutzt wurde.

Denn Helga Jenkel ist an der Saalbergstraße geboren und aufgewachsen. Als nebenan ein kleines Flachdachhaus mit zwei Zimmern zum Verkauf stand, griffen sie und Ehemann Fritz sofort zu. Das war 1950 als blutjunges Ehepaar. 1955 wurde das heutige Backsteinhaus mit Hilfe ihres Vaters Ludwig Mroz, der Maurer war, gebaut, und die Eltern zogen im Dachgeschoss mit ein. Familie Jenkel bewohnte mit zwei kleinen Töchtern den unteren Teil des Hauses.

Mit den Jahren wuchs die Sammlung an. Zucker wird seit Beginn des 19. Jahrhunderts aus heimischen Zuckerrüben gewonnen und wurde damit auch in Deutschland zum Gebrauchsgut. Die Historie faszinierte Helga Jenkel allerdings weniger: Ihr ging es vor allem um die feinen Verpackungen und die internationale Herkunft. Sie sortierte den Zucker nach Städten und Ländern, nach Sprüchen und Jahreszeiten, aber auch nach Tieren, Sport- und Spielarten. Dafür wurde jeweils eine Bonbonniere aus Glas reserviert und sorgsam beschriftet.

Schaut man sich in der Küche um, findet man Zuckerstücke, die man als Dominospiel nutzen könnte, die Szenen aus den Werken von Wilhelm Busch zeigen oder mit Rennwagen und Schachfiguren verziert sind. "Ich habe sogar Zuckerstückchen aus der Transsibirischen Eisenbahn, aus Russland, China und Bangkok", erklärt Helga Jenkel stolz. Das waren Mitbringsel von den Kindern. Auch die DDR ist in süßer Form vertreten sowie Fahnen von allen möglichen Ländern.

Doch Helga und Fritz Jenkel sind gemeinsam mit ihren Kindern auch selbst viel gereist. So waren sie unter anderem in Dänemark, Schottland, Sizilien und sogar in Kuba. Viermal war die Seniorin auch schon in Amerika, wo Enkelin Constanze lebt. Zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 - unserem deutschen Sommermärchen - kam die amerikanische Familie zu Besuch nach Glinde. "Wir haben gemeinsam geguckt", sagt Oma Jenkel. Viele Zuckerstückchen erinnern an jenen Fußball-Sommer. Sie stecken ebenfalls in einer eigenen Dose.

Nun möchte Helga Jenkel sich doch von ihrer süßen Sammlung trennen. Jetzt, wo die Entscheidung gefallen ist, ist sie resolut: "Ich räume langsam das Haus ein bisschen auf." Die 83-Jährige und ihr Ehemann Fritz bereiten sich allmählich darauf vor, den eigenen Haushalt einmal aufzulösen.

Wer Interesse an der umfangreichen und interessanten Sammlung hat, melde sich unter Telefon (040) 7 10 85 14 bei Helga Jenkel.