Kinderpolitik: Teamer verleihen Forderungen mit Geiselnahme Nachdruck: Sie wollen 100 Stormark pro Tag

Morgens flutschte noch alles in der Kinderstadt am Oher Weg: Das Stormini-Parlament hat sich konstituiert und aus 15 Bewerbern vier Bürgermeisterkandidaten gewählt. Die 240 Neun- bis 14-Jährigen haben die Arbeit aufgenommen.

Gar nicht so leicht war es, das Parlament auf die Beine zu stellen. Ein erster Schritt: Jedes der 26 Zelte hatte einen Vertreter geschickt. Die "alten Hasen" Jana, amtierende Bürgermeisterin, ihr Vorgänger Sebastian und die Teamer rund um Oberwahlleiterin Ute (52) sorgten für einen geregelten Verlauf und erklärten den Neuen, wie so ein Gremium funktioniert. "Man meldet sich, wir erteilen das Wort, es redet nur einer zur Zeit und es gibt keine Beleidigungen", betonte Sebastian, der bereits das vierte Mal Storminianer ist. Als Ex-Bürgermeister beschrieb er auch gleich die Anforderungen, die seinen Nachfolger erwarten: "Es gibt einen richtigen Wahlkampf. Es werden Fotos und Wahlplakate, vielleicht ein Flyer gemacht. Radiodurchsagen gehören dazu ebenso wie die Wahlkampfrede", erläuterte er. "Das ist schwer!" Aber Rainhard Zug, Glindes Bürgermeister, werde die vier Kandidaten persönlich coachen. "Trotzdem muss man üben, vor so vielen Leuten zu sprechen", sagte er.

Das schreckte nur wenige ab. Acht Mädchen und sechs Jungen stellten sich dem Parlament zur Wahl. Und klar, jeder, der sich traute zu sprechen, bekam großen Applaus. Als Kandidaten treten jetzt Jens (13) aus Benstaben, Jonas (12) aus Neuschönningstedt, Nele (11) aus Stubbendorf und Saskia (12) aus Bargteheide an. Sie haben einen Wahlkampf-Marathon vor sich, bis schließlich am Donnerstag einer von ihnen als Bürgermeister den Stadtschlüssel und die Amtskette von Vorgängerin Jana (14) überreicht bekommt.

Das Parlament indes hatte noch eine lange Tagesordnung abzuarbeiten. Ein "Pabrika", ein Parlamentsbriefkasten, soll für noch mehr Arbeit sorgen, alle Wünsche, Anregungen und Beschwerden der Bürger sammeln.

Doch dann war es mit dem Frieden in Stormini vorerst vorbei: Die Teamer gingen für ihre Entlohnung auf die Barrikaden. Im Gegensatz zu den Storminibürgern, die für ihre Arbeit täglich 180 Stormark erhalten, bekommen die Teamer nichts. "Im Kindercafé gibt es so viele schöne Dinge, die wir nicht kaufen können,"; beklagte Jung-Teamerin Laura (14). Ohne Kohle ist nichts los. Das ging den Teamern gehörig gegen den Strich.

Mit einer lautstarken Demo forderten sie ihren Lohn ein: "Money, money, honey", "Geld" und "Stormark" stand auf ihren Schildern. Um das zu unterstreichen, entführten sie schließlich sogar den Parlamentarier Sebastian. Mit ihrer "Geisel", im Schlepptau machten sich die Teamer während der Vollversammlung Luft. Das Parlament sah das mit gemischten Gefühlen. "Es wäre gerechter, wenn die Teamer auch Geld bekommen", sagte Saskia (12). Parlamentarierin Linn (13) hingegen wollte zuerst prüfen, ob die Steuergelder reichen. Blitzschnell fällte das Parlament schließlich eine Entscheidung: Die Teamer erhalten 100 Stormark pro Tag, die sie mit 25 Prozent versteuern müssen. Mit diesem Beschluss konnten alle leben, und sie stimmten zum Abschluss der Versammlung ihren Stormini-Song an.