Chilenenbande: Opfer leiden noch heute

Zwei Männer beobachteten intensiv ein Grundstück in Barsbüttel und das Haus darauf, dem Hausbesitzer kam das verdächtig vor. Er alarmierte über 110 die Polizei. Kurze Zeit später war ein Streifenwagen zur Stelle, die beiden Männer konnten sich nicht ausweisen und mussten mit zur Reinbeker Wache. Dort stellte sich heraus, dass die Beamten einen kapitalen Fang gemacht hatten: Zwei Serieneinbrecher aus Chile, die in den Monaten davor in ganz Norddeutschland vor allem Einzelhäuser "besucht" und fast immer wertvolle Beute gemacht hatten: Bargeld, Schmuck, Kameras, Laptops. Nach der Festnahme startete die Kripo eine umfangreiche Ermittlung in dem Barsbütteler Wohnviertel (wir berichteten).

Umberto A. (32) und Huberto F. (30) sitzen seit dem 21. November 2013 in Untersuchungshaft, jetzt wird ihnen vor dem Landgericht Lübeck der Prozess gemacht. Sie waren immer nach dem gleichen Muster vorgegangen: Terrassentür oder Fenster im Erdgeschoss aufhebeln, alle Schränke und Schubladen öffnen, Wertgegenstände mitnehmen und den Rest überall auf dem Fußboden verteilen.

"Als ich kurz vor elf Uhr abends nach Hause kam, sah meine Wohnung aus wie nach einem Bombenangriff", berichtete die 33-jährige Anja H. in der gestrigen Verhandlung, "alle Schranktüren offen, die Schubladen ausgekippt, die ganze Wohnung verwüstet". Ihr VW Golf war auch weg, die Einbrecher hatten den Autoschlüssel gefunden. Nach der Festnahme der Täter bekam sie ihr Auto zurück, die Wohnung musste sie aber aufgeben: "Ich fühlte mich dort nicht mehr sicher."

Sechs weitere Einbruchs-Opfer wurden gestern vernommen, alle machten ähnliche Erfahrungen wie Anja H. Die materiellen Schäden wurden fast immer von der Versicherung ersetzt, bei allen Einbruchs-Opfern blieben aber Ängste zurück. "Ich habe den Schock einigermaßen überwunden, aber mein neunjähriger Sohn leidet seit dem Einbruch unter schlimmen Schlafstörungen", sagte die 35-jährige Jessica K.

Die beiden Angeklagten zeigten bei den Zeugenaussagen keine Gefühlsregung. An der Sprach-Barriere kann es nicht gelegen haben. Der Vorsitzende Richter Kay Schröder ermahnte die Zeugen immer wieder zu einer langsamen und deutlichen Sprechweise, damit die Dolmetscherin alle Aussagen korrekt ins Spanische übersetzen konnte.

Der Prozess wird fortgesetzt, ein Urteil soll es erst im Oktober geben.