Super-Nanny: Beanstandung ist rechtens

Das Verwaltungsgericht Hannover hat gestern die Klage des Privatsenders RTL gegen die Beanstandung einer Folge der "Super Nanny" abgewiesen. In der am 14. September 2011 ausgestrahlten Folge hatte eine junge Mutter aus Glinde ihre Kinder beschimpft, bedroht und mehrfach geschlagen (wir berichteten).

Nach Auffassung der Richter verletzte die beanstandete Sendung tatsächlich die Menschenwürde der gezeigten Kinder. Von den zehn gezeigten Gewalthandlungen seien einige bis zu drei Mal wiederholt und auch in einem sogenannten Teaser verwendet worden, der Zuschauer anlocken solle.

Der Aufnahmeleiter habe neun Gewalthandlungen der Mutter geschehen lassen und sei erst bei einer zehnten eingeschritten, so das Gericht. Die Beanstandung sei daher berechtigt. Die 25-jährige Soraya M. hatte das Sorgerecht für ihre drei, vier und sieben Jahre alten Kinder bereits abgegeben, als die für Entsetzen sorgenden Bilder ausgestrahlt wurden. Zwei der Geschwister leben heute mit Pflegefamilien, eines in einer Betreuungseinrichtung.

Absender der Rüge war die Niedersächsische Landesmedienanstalt. Sie reagierte, nachdem die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) in der ausgestrahlten Sendung eine Verletzung der Menschenwürde der gezeigten Kinder erkannt und RTL aufgefordert hatte, dies künftig zu unterlassen. Der Sender hatte gegen die Beanstandung geklagt und sich darauf berufen, dass die Sendung von der Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen (FSF) nicht beanstandet worden sei. Zudem seien die Bilder dramaturgisch so gestaltet, dass sich der Zuschauer sofort mit den Kindern solidarisiere.

Die Richter sahen das anders. Da der Menschenwürde in Artikel 1 des Grundgesetzes ein hoher Rang eingeräumt werde, müsse die Kommission in solchen Fällen Prüfentscheidungen der FSF korrigieren dürfen. Die KJM hatte wenige Monate vor der Beanstandung ein Bußgeld in Höhe von 30 000 Euro wegen einer anderen Ausgabe der "Super Nanny" von 2010 verhängt, weil dort ebenfalls zu sehen war, wie ein Kind geschlagen wurde.

RTL hat die Reihe "Die Super Nanny" im November 2011 eingestellt. Die als "Super Nanny" aufgetretene Pädagogin Katharina Saalfrank hatte sich zuvor darüber beschwert, dass die pädagogischen Inhalte der Sendung "massiv in den Hintergrund" gedrängt worden seien.

Eine RTL-Sprecherin sagte, ihr Sender bedauere die Entscheidung des Gerichts und wolle nach der schriftlichen Urteilsbegründung prüfen, ob er in Berufung vor dem Niedersächsischen Oberverwaltungsgericht geht.