Jakobsweg: Markus Gillner geht für “Paten indischer Kinder“

Am letzten Freitag hat Markus Gillner am Gymnasium Glinde sein Abiturzeugnis mit einem Notenschnitt von 1,6 bekommen, morgen geht es für den 19-Jährigen für 70 Tage auf den Jakobsweg. "Ich wollte irgendwas machen, was außergewöhnlich ist, ein Schnitt zwischen Schule und Studium", sagt er.

Leute kennenlernen und neue Erfahrungen sammeln sind nur zwei der Ziele, die der junge Willinghusener mit seiner Wanderung verfolgt. Er verknüpft sie auch mit einem sozialen Anliegen und sammelt Spenden für den Oststeinbeker Verein "Paten indischer Kinder". Eigentlich wollte er erst ein freiwilliges soziales Jahr in England ableisten und sich dann mit einem Freund auf den Jakobsweg begeben. Doch die englische Jesuiten-Organisation, bei der sich der Abiturient bewarb, ging pleite. Weil sein Freund sich schon als FSJ-ler verpflichtet hatte, entschied Gillner, die beschwerliche Wallfahrt nach Santiago de Compostela zum Grab des Apostels Jakobus alleine zu bewältigen.

Die Auseinandersetzung mit dem Glauben ist ihm wichtig. "Man fragt sich ja, warum ist das Leid da, warum verhindert Gott das nicht. Damit will ich mich auseinandersetzen, weil ich im Leben noch nichts wirklich Schlimmes erfahren habe", sagt er. In seiner Glinder Kirchengemeinde hat der junge Katholik Anfang Juni zu Spenden für den Oststeinbeker Verein aufgerufen. Zum Dank nimmt er die Spender in seine Gebete auf.

2100 Euro hat er dank eines Jobs als Apothekenbote für die Reise zusammengespart. 30 Euro am Tag, das muss reichen. Morgen geht es mit dem Flugzeug zuerst nach Lyon und von dort per Zug weiter nach Le Puy. Dann heißt es wandern, auf der "Via Podiensis" bis zur spanischen Grenze nach St. Jean-Pied-de-Port. Gleich zu Beginn wird es eine Höhenwanderung: in Frankreich läuft er rund 800 Meter, in den spanischen Pyrenäen dann 1200 Meter über dem Meeresspiegel.

Erst dann beginnt der eigentliche Jacobsweg, Camino Francés, der französischer Weg heißt, obwohl er auf der spanischen Seite verläuft.

Obwohl der angehende Maschinenbaustudent sich riesig darauf freut, eigene, neue Erfahrungen zu sammeln, wird es ungewohnt sein, seine Drillingsgeschwister Franziska und Matthäus sowie den Ältesten Gregor (23) lange nicht zu sehen. Besonders gespannt ist er darauf, wie es mit der Verständigung klappt. Der hochgewachsene Blonde kann weder Französisch noch Spanisch, weil er seit dem vierten Lebensjahr schwerhörig ist. "Die Aussprache wäre zu schwer zu erlernen, deshalb habe ich mich bei den Fremdsprachen in der Schule für Latein entschieden", sagt er.

Darum gehören ins Wandergepäck, das nicht schwerer sein sollte als ein gutes Zehntel seines Körpergewichts von 76 Kilo, auf jeden Fall zwei Wörterbücher. Viel nimmt der junge Wanderer ansonsten nicht mit: Eine lange Wanderhose, zwei Hemden, zwei kurze Hosen und eine Zwei-Liter-Wasserflasche, die er an den Quellen des Weges auffüllen will. Neue Wanderschuhe mussten auch sein. Um sie einzulaufen, ist er vor einem Monat von Ahrensburg zum Kloster Nütschau gewandert.

25 Kilometer möchte er pro Tag laufen. Dafür heißt es jeden Morgen um 5 Uhr aufstehen. Bis mittags muss die Tagesstrecke geschafft sein, denn danach wird es zu heiß. Spätestens um zwei will er in den Herbergen ankommen, duschen und dann die anderen Wanderer treffen. Um halb neun am Abend ist dann wieder Schlafenszeit - so zumindest der Plan.

"Die ersten Tage werden sicherlich schwer", sagt er, aber das schreckt ihn nicht, die Vorfreude überstrahlt alles. Wer den Aufruf verpasst hat und die Spendenaktion unterstützen möchte, kann sich an Hedwig Reiser, Vorsitzende des Vereins, wenden, sie steht mit ihm in Kontakt: Telefon (040) 7 12 52 46, oder per E-Mail an: reiser@paten-indischer-kinder.de .