Streitschlichter sind Paten für die jüngeren Jahrgänge und helfen bei Konflikten

"Nächstes Jahr knacken wir die 200", sagt Peter Schränke, Beratungslehrer an der Gemeinschaftsschule Wiesenfeld. Gerade haben hier 25 neue Streitschlichter ihre Urkunden aus der Hand von Schulleiter Volker Wurr erhalten. 189 Streitschlichter hat der 54-jährige Schränke damit seit 1999 ausgebildet.

Die Schüler aus den Klassenstufen 8 bis 11 lernen bei ihm in 25 Stunden den Umgang mit Konflikten: Wie man ein Gespräch mit Botschaft und aktivem Zuhören richtig aufbaut, einen Konsens erzielt und wie die Arbeit der Streitschlichter in die Organisation der Schule eingebunden wird.

Nach der Abschlussprüfung haben die Schüler eine anerkannte Zusatzqualifikation als Mediator. "Es hilft bei der Bewerbung, wenn man diese Ausbildung hat", sagt Jana "Nanni" Sarau (16). Sie will nach dem Abitur zur Polizei. "Viele sagen hinterher, dass es auch für sie selbst ganz viel gebracht hat", betont Lehrer und Diplom-Pädagoge Peter Schränke.

In der Regel werden die Streitschlichter im neuen Schuljahr als Paten in den fünften und sechsten Klassen eingesetzt. Die Jugendlichen begleiten dann die Neuen im Schulalltag. Sie gehen in den Klassenrat oder den Unterricht und sind sozusagen die "Schulter zum Anlehnen" für die jüngeren Jahrgänge.

Die Konflikte in der Schule haben seit Beginn der Ausbildungen zwar nicht merklich abgenommen. "Ich glaube aber, dass ganz viel in den Klassen gelöst wird, und so Konflikte gar nicht erst entstehen", meint der Pädagoge.

Einige der Schüler waren schon während der Ausbildung Paten im sechsten Jahrgang, so wie die 16-jährige Tanja Köppen. "Ich möchte jetzt in eine Fünfte, es ist schöner, wenn man die Paten schon von Anfang an kennt", sagt sie. Carl-Jim Bohlen (16) hat seine Ausbildung schon im Ernstfall erproben können: "Ein Junge ist aus der Klasse gestürmt, weil er sich gemobbt fühlte. Ich habe mit ihm geredet und den Konflikt später an den Lehrer übergeben."

Die meisten Jugendlichen melden sich für die Streitschlichterausbildung an, weil sie sich sozial engagieren wollen. Die Kurse finden nachmittags statt. "So weiß ich, dass sich die Schüler wirklich dafür interessieren", sagt der Beratungslehrer. Mit der Arbeit von Schulsozialarbeiterin Wiebke Herrmann haben die Streitschlichter indes nichts zu tun. "Sie ist für den Nachmittagsbereich zuständig und betreut die größeren Konflikte", sagt Schränke.

Auch in der Grundschule nebenan eifern die Viertklässler den Großen nach. Sie melden sich freiwillig für die Streitschlichterausbildung. "Wir klären Streitigkeiten auf dem Schulhof und finden eine Lösung, ohne dass es wieder Streit gibt", erklärt Louis Lohse (10) aus der 4 c. "Oft geht es nur um Missverständnisse", hat seine Mitschülerin Ulrike Asmussen beobachtet. Die Schlichter werden zu zweit oder dritt für verschiedene Pausen eingeteilt und sind an ihren Westen zu erkennen.