Schulentwicklung: Wenn der Neubau fertig ist, soll die Gemeinschaftsschule Wiesenfeld weichen

Die Mütter der Gemeinschaftsschüler in Wiesenfeld sind empört: "Wir haben diese Schule bewusst ausgewählt, weil sie so familiär ist", erklärte eine von ihnen am Montagabend den Mitgliedern des Kulturausschusses. "Denn es gibt Kinder, die sich an großen Schulen nicht wohlfühlen und dort nicht lernen können." Die Politiker hatten das Thema Schulentwicklung in Glinde auf der Tagesordnung.

Die wichtigste Veränderung, die die Eltern auf den Plan ruft: Die beiden Gemeinschaftsschulen sollen unter dem Dach des Schulzentrums am Oher Weg fusionieren, während das Gymnasium an den Holstenkamp in das bisherige Gebäude der Gemeinschaftsschule Wiesenfeld ziehen soll.

Hintergrund: Die Sönke-Nissen-Gemeinschaftsschule, die ihren Sitz bereits im Schulzentrum hat, bietet keine Oberstufe und somit kein Abitur. Damit hat sie keine Zukunft mehr, weil die Eltern für ihre Kinder nur noch die Möglichkeit zur Hochschulreife nachfragen. Deshalb hatte der Schulentwicklungsplaner Wolf Krämer-Mandeau, Glinde die Fusion empfohlen. Außerdem hat die Stadt kontinuierlich in ihre Schulgebäude investiert, will keinen Leerstand riskieren.

Gerade wird die Gemeinschaftsschule Wiesenfeld bei laufendem Betrieb neu gebaut. Der erste Abschnitt ist fertig, der vordere Trakt ist aktuell vollkommen entkernt. Bis 2018 soll der Neubau fertig sein. "Wir haben nicht jahrelang für neue Räume gekämpft, um dann umzuziehen", sagt Schulleiter Volker Wurr enttäuscht. "Deshalb sind wir natürlich nicht gerade begeistert. Wenn alles fertig ist, sollen wir ins Schulzentrum umziehen." Heute werden in seiner Schule 730 Kinder und Jugendliche unterrichtet, an der Sönke-Nissen-Gemeinschaftsschule noch einmal 600. "Bis auf Ausnahmen sind in Schleswig-Holstein bis 2011 nur vierzügige Schulen gebaut worden", sagt Wurr. Nach der Fusion wäre die neue Gemeinschaftsschule mindestens sechszügig und hätte etwa 1200 Schüler. "Das wird unübersichtlich und könnte soziale Probleme mit sich bringen", warnt Wurr.

Darum sorgt sich auch die Reinbekerin Astrid Braker, deren Sohn die siebte Klasse der Schule Wiesenfeld besucht: "Wir befürchten, dass das Miteinander, das unsere Schule auszeichnet, sich dann nicht mehr aufrechterhalten lässt. Jetzt fühlen sich alle für ihre Schule verantwortlich, sie sind füreinander da." Der Schulelternbeiratsvorsitzende Jürgen Reumann plädierte für eine gemeinsame Oberstufe der beiden Gemeinschaftsschulen an ihren jetzigen Standorten, damit die Schule nicht zu groß und unüberschaubar wird. Diese Probleme sehen Eva Kuhn, Schulleiterin des Gymnasiums, und Sascha Plaumann, Leiter der Gemeinschaftsschule Sönke Nissen, nicht. "Unsere Schulen kooperieren schon jetzt sehr gut miteinander", stellt Plaumann fest. "Wir haben insgesamt etwa 1300 Schüler am Schulzentrum. Das funktioniert gut." Eva Kuhn ergänzt: "Für die Glinder Kinder wäre die Fusion eine sinnvolle Lösung. Denn so gäbe es die Möglichkeit, entweder in acht Jahren das Abitur am Gymnasium oder in neun Jahren an der Gemeinschaftsschule zu absolvieren."

Die Politik beschloss nicht nur einstimmig die Fusion samt Umzug, sondern auch, dass die Verwaltung gemeinsam mit den Schulleitern einen Zeit- und Kostenplan dafür erarbeitet. Jetzt muss das Bildungsministerium in Kiel noch grünes Licht für den Vorschlag geben, bevor das Projekt in Glinde weiter vorangetrieben wird. Die Sanierung der Sporthallen läuft und laut Amtsleiter Bernd Mahns muss vor dem Umzug am Schulzentrum erst eine neue Mensa gebaut werden. Volker Wurr rechnet nicht vor 2019/20 mit der Umsetzung. "Erst muss der Doppeljahrgang am Gymnasium sein Abitur abgelegt haben", sagt er.