Siegmund Meyer bringt gefiederte Familie in Sicherheit

Die Telefone im Ordnungsamt und in der Glinder Polizeistation standen vergangene Woche nicht still: Eine Schwanenfamilie mit drei Küken machte die Stadt unsicher. Viele Anrufer waren in Sorgen um die Wasservögel, hatten aber zu viel Respekt, um sie zum nächsten Gewässer zu treiben oder gar einzufangen.

Damit waren sie nicht allein: Auch die Polizei begleitete die Tiere, gewappnet mit Spaten und Besen bei einem Spaziergang vom Kreisel Olande, über die Möllner Landstraße, bis in die Mühlenstraße und zum Mühlenweg, wo sich die Schwanenmutter schließlich im Schatten niederließ. Die Polizisten fauchte sie aber nur misstrauisch an, wenn die sich ihr und ihren Kleinen nähern wollten. Die Polizei überließ sie schließlich ihrem Schicksal. Der Schwanenvater hatte schon an der Kreuzung Möllner Landstraße, Mühlenstraße den Abflug gemacht.

"So ein Rabenvater", knurrt Siegmund Meyer nur, als er davon hört. Gesichtet hatte der Glinder Jagdbeauftragte den stolzen Vater schon kurz darauf: Stolz schwamm der auf einem der Teiche auf dem Golf Gut Glinde herum. "Ein ideales Revier", stellt Meyer fest. "Hier haben die Tiere Wasser, einigermaßen Ruhe und es gibt keine Autos."

Von der Polizei alarmiert, machte er sich nun auf die Suche nach dem Rest der Familie. Die waren längst weiter gezogen, wie erneute Anrufe bei Polizei und Ordnungsamt signalisierten. Meyer suchte, bis sich schließlich ein Anwohner am Willinghusener Weg meldete: Schwanenalarm im Vorgarten.

Meyer schulterte eine Kiste, nahm ein Netz und eine Socke mit. "Frisch gewaschen", wie er betont. Die beiden Männer nahmen das Netz, gingen mit viel Geduld behutsam auf die Schwanenmutti zu und Meyer redete beruhigend auf das Tier ein.

Als sich die Schwänin niederließ, warfen sie das Netz über sie, Meyer packte sie am Hals und sein Helfer zog ihr die Socke über den Kopf. Dadurch wurde sie so ruhig, dass der Jäger die Küken in die Kiste und den Muttervogel in den Kofferraum stecken konnte. Nach kurzer Rücksprache mit dem Eigentümer des Golfplatzes brachte er die Wasservögel zum Teich und ließ sie frei.

Als Grund für die Odyssee der Schwäne nennt Siegfried Meyer die zunehmende Beschneidung ihres Lebensraumes durch den Menschen: "Die wilden Tiere - das gilt für Rehe und Wildschweine genauso - haben kaum noch Rückzugsmöglichkeiten, weil der Mensch immer mehr Flächen in Wohngebiete oder Straßen verwandelt. Wo jetzt Olande ist, war vor wenigen Jahren noch Acker. Da kann es passieren, dass Wildtiere auf der Suche nach Nahrung und Ruhe herumirren."

Eines der Küken ist inzwischen wohl dem Marderhund oder dem Fuchs zum Opfer gefallen. "Aber auf dem Wasser kann die Mutter sie auf jeden Fall besser schützen als auf der Möllner Landstraße", sagt Glindes "Schwanenvater", wie die Polizei Siegmund Meyer inzwischen nennt.