Gleisdreieck: Anwohner sind misstrauisch

Der Unmut der Anwohner am Alten Gleisdreieck gegen Politik und Verwaltung war am Donnerstagabend im Bürgerhaus unüberhörbar. Dennoch gab der Bauausschuss schließlich grünes Licht für ein beschleunigtes Bauleitverfahren, damit Investor Semmelhaack die nötigen Gutachten in Auftrag geben kann. Geplant sind 160 Wohnungen, davon die Hälfte Sozialwohnungen.

Michael Riedinger, Sprecher der Bürgerinitiative "Glinder Gleisdreieck", nutzte die Gelegenheit, vorab kritische Fragen zu stellen. "Ich war erschrocken, als ich las, dass es ein beschleunigtes Verfahren nach Paragraf 13a geben soll", sagte er. Seine Fragen zielten besonders auf den Natur- und Klimaschutz, darauf, ob die Fläche für Sozialwohnungen ausreiche und auf den Zeitpunkt, wann sie fertig werden könnten: "Wird ein Ausgleich für die verlorene Waldfläche geschaffen?", wollte er wissen. "Das prüfen wir zurzeit mit der Unteren Forstbehörde", antwortete Stadtplanerin Verena Wilmes.

Bürgermeister Rainhard Zug versuchte, die Bedenken der etwa 30 anwesenden Bürger zu zerstreuen: "Es geht uns zwar um ein vereinfachtes Verfahren. Die naturschutzrechtlichen Belange werden aber ebenso berücksichtigt wie im üblichen Verfahren." Transparenz und Bürgerbeteiligung seien gewährleistet.

Der Grund für das beschleunigte Verfahren sei einzig, dass Glinde noch an die Zuschüsse kommen möchte, die das Land Schleswig-Holstein für geförderten Wohnraum bereitstelle, bekräftigte Zug. Riedinger überzeugte dies nicht: "80 Sozialwohnungen sind doch nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, wenn in Glinde 1700 Wohnungen aus der Sozialbindung fallen. Gibt es ein Konzept gegen den massiven Abbau? Und warum wurde bei der Planung des Neubaugebietes Alte Wache nicht an Sozialwohnungen gedacht?"

Kämmerer Norbert Grunert verteidigte die Verwaltung: "Natürlich haben wir uns damit beschäftigt. Unser Problem war, dass wir keine Investoren gefunden haben, die Sozialwohnungen bauen wollten. Das Ganze funktioniert jetzt nur mit dem Landesprogramm." Zug bekräftigte: "Mir ist lieber, es entstehen nur 80 Sozialwohnungen als keine einzige."

Auch die Fraktionen hatten Bedenken gegen das beschleunigte Verfahren. Die SPD kritisierte zudem, dass eine Bauausschusssitzung ausgefallen war und das Bauamt die Politiker nicht auf dem Laufenden gehalten hatte. Auch die CDU und die Grünen sperrten sich gegen die Eile - die Grünen, weil sie der Ansicht waren, die Verwaltung habe den Anwohnern die Gründe noch nicht genug erläutert.

"Die Kritikpunkte der Anwohner sind berechtigt. Wir können sie nur noch nicht prüfen und beantworten, weil wir noch nicht ins Verfahren eingestiegen sind", befand Zug. Die Entscheidung, ob oder wie gebaut werde, sei mit dem Aufstellungsbeschluss noch nicht gefällt. Aber der Investor brauche mehr Planungssicherheit, bevor er Gutachten in Auftrag gebe. Schließlich stimmten alle Fraktionen zu.