Ausstellung: Mühle zeigt Glinder Pressefotos von Egon Klebe

Die Filmstreifen beginnen fast immer mit dem gleichen Motiv: Es sind die Schuhe des Fotografen selbst - Egon Klebe machte stets ein Probefoto nach unten, wenn er einen neuen Film eingelegt hatte. Auf vielen seiner Negativstreifen folgen dann Aufnahmen vom Gut Glinde, von Schützenfesten, politischen Sitzungen oder Glinder Straßen und Gebäuden, die es heute nicht mehr gibt.

Viele der Bilder waren undatiert, sagt Heinz Juhre. Der Glinder ordnet, beschriftet, scannt und archiviert seit 13 Jahren gemeinsam mit anderen Ehrenamtlichen im Schloss Bergedorf den fotografischen Nachlass von 80 000 Negativen, die Egon Klebe gemacht hat, als er als Fotoreporter der Bergedorfer Zeitung im Einsatz war. Aus Klebes Vorhaben, seine Werke im Ruhestand selbst zu archivieren, war nichts geworden. Er starb 1982.

Immer wieder stieß Heinz Juhre bei der Arbeit auf Fotos aus Glinde, denn Klebe war als Fotoreporter auch hier im Einsatz. Knapp 100 Aufnahmen davon stellt der Heimat- und Bürgerverein derzeit in der Glinder Mühle aus.

Die meisten entstanden in den 60er-Jahren. Es sind Bilder aus Zeiten, in denen die Stadtvertreter noch im Sitzungssaal am Tannenweg tagten, in denen die jährliche Schleppjagd auf dem Gut ein Großereignis und Katalogbestellungen schwer in Mode waren, wie eines der Fotos zeigt: Auf dem Güterbahnhof steht ein VW Käfer voll bepackt mit einer kompletten Wohnzimmereinrichtung, Tisch und Stühle gut verpackt auf das kleine Autodach geschnallt, die Anbauwand auf dem Anhänger dahinter. Als Anfang der 60er-Jahre die Einzelhausbebauung in Glinde und Reinbek begann, wurden hier zwei bis drei Mal die Woche Güter abgefertigt.

Es sind viele Aufnahmen, in denen sich nicht nur die Mode, sondern auch die Entwicklung der Stadt lesen lässt. Und aus denen Ortschronist Heinz Juhre ablesen kann, wann sie entstanden sein müssen. Es gibt ein Foto vom Gutshaus, im Hintergrund der Wohnblock am Sandweg, im Vordergrund die Scheune und die Gutsmauer. Heinz Juhre ist überzeugt: "Das muss 1974 entstanden sein. Damals bin ich als Erstbezieher in den Wohnblock gezogen, da war das Gebäude gerade neu. Hier sind zwar schon Gardinen, aber noch keine Balkonpflanzen zu sehen, es muss also kurz nach dem Erstbezug gewesen sein. Dafür spricht auch, dass die Gutsmauer schon zum Teil durch einen Bretterzaun ersetzt worden ist." Selbst das winzige Toilettenschild gibt Juhre einen Hinweis. "Damals gab es die erste öffentliche Toilette in der "Bratpfanne", der kleinen Baracke am Markt."

Hinweise zur Geschichte hinter einem Foto liest Juhre auch von den Gesichtern ab. Die Aufnahme von einer NPD-Veranstaltung Ende der 60er-Jahre zeigt viele aufgebrachte Bürger. "Zwei Drittel der Besucher waren Störer", sagt Juhre, der die meisten der Abgebildeten als SPD-Mitglieder "identifizierte".

Überraschend sind vor allem die Bilder, denen man nicht sofort ansieht, dass sie in Glinde entstanden sind, so der Ortschronist. Etwa das Foto von der Bohnenernte 1957, das Juhre

Die Ausstellung "Glinder Pressefotos" in der Glinder Mühle, Kupfermühlenweg 7, ist bis 13. Juli zu den Öffnungszeiten sonnabends und sonntags von 14 bis 18 Uhr zu sehen.