Hippotherapie: Behandlung verlangsamt das Voranschreiten der Multiplen Sklerose

Multiple Sklerose (MS) ist unheilbar. Das Fortschreiten der Erkrankung, die das zentrale Nervensystem betrifft, kann durch Medikamente und Therapien aber verlangsamt werden. Am Mittwoch, dem sechsten Welt-MS-Tag, informierten Betroffene in der Marktpassage über ihren Alltag mit der Krankheit und mögliche Therapien.

In Deutschland etablierte sich in den 1960er-Jahren das Reiten als Therapie. Evelyn Gosch ist seit 30 Jahren an MS erkrankt. Regelmäßig sitzt sie auf dem Pferd. "Die Bewegungen des Tieres werden auf meine Muskeln übertragen. Nach der Therapie spüre ich die Verbesserung vor allen in meinen Füßen", erzählte sie.

Um das Thema Hippotherapie anschaulich zu machen, kam Physiotherapeutin Heidi Eichhorn mit Haflinger Hansi und ihrem Team in die Passage. Bürgermeister Reinhard Zug unterstützt den MS-Treff Glinde und ließ es sich deshalb nicht nehmen, einmal selbst aufs Pferd zu steigen. Er war erstaunt: "Es entsteht eine Vertrautheit mit dem Pferd", stellt er fest.

Hippotherapie hat körperliche und psychologische Wirkungen. Körperlich ist es die dreidimensionale Schwingung, die dem Gang des Menschen entspricht und vor allem zu einer Verbesserung der Rumpfkontrolle führen soll. Psychologisch ist es vor allem der Umgang mit dem Tier und den Menschen, die die Therapie begleiten. "Spastiken lösen und das Krankheitsbild aufhalten, sind unsere wesentlichen Ziele", erklärte die ausgebildete Hippotherapeutin Astrid Nickel.

Sechs ausgebildete Pferde stehen im Stall des Centrums für therapeutisches Reiten in Öjendorf. Gleichmäßige Schritte, Gelassenheit gegenüber Geräuschen, Rampen als Aufstiegshilfe und das Führen des Pferdes von hinter, all das müssen die Tiere beherrschen. Zur Belohnung gibt es Auslauf auf der Weide oder Bodenarbeit als geistige Abwechslung für die Pferde.

Etwa 100 Patienten kommen wöchentlich, dazu gehören auch MS-Patienten. Da dieser Therapie allerdings noch keine aussagekräftigen Studien zugrunde liegen, kann es an der Erstattung durch Krankenkassen hapern. Dann trägt die Kosten von etwa 35 Euro für eine 20-minütige Behandlung der Patient selbst. Evelyn Gosch ist es das wert. "Nach der Therapie geht es mir besser", betont die 59-Jährige. Heidi Eichhorn wünscht sich mehr Anerkennung für die Therapie - als Behandlung für Körper, Geist und Seele.