Nummer 115 - SPD: “Auslaufmodell“

Ein Glinder hat eine dringende Frage an seine Verwaltung. Er wählt die Servicenummer 115 - und am anderen Ende der Telefonleitung meldet sich eine freundliche Stimme aus einem Call-Center in Wandsbek. Diese Vorstellung lässt Bürgermeister Rainhard Zug skeptisch die Augenbrauen in die Höhe ziehen. "Wozu das?", fragt er. Er sehe keinen Sinn in solch einer telefonischen Umleitung. Als Verwaltungschef schätze er die kurzen Wege und habe bisher den Eindruck, dass es den Bürgern ebenso gehe. "Wir sind eine eher kleine Stadt. Da kann man nach wie vor direkt bei uns anrufen oder seine Fragen vor Ort klären." Das fördere auch die Kommunikation zwischen Verwaltung und Bürgern.

Glinde wird sich wohl nicht an dem 2011 von der Bundesregierung ins Leben gerufenen Projekt einer Behörden-Hotline unter der Nummer 115 beteiligen. Zumal sich die Vertreter der Parteien mehrheitlich Zugs Meinung anschließen - obwohl die Kosten von rund 4000 Euro im Jahr für den Anschluss vom Land Schleswig-Holstein übernommen werden.

Schnell und unkompliziert soll die Behörden-Hotline Auskunft über Abläufe, Ansprechpartner und Rufnummern geben. Kein langes Gesuche, kein Warten vor verschlossenen Türen. Dazu sammelt ein Call-Center Verwaltungs-Daten und gibt sie dem Anrufer weiter. Die 115 ist von Montag bis Freitag zum Festnetztarif von 8 bis 18 Uhr erreichbar. Muss eine Anfrage an das zuständige Dezernat weitergeleitet werden, erhält der Anrufer innerhalb von 24 Stunden eine Rückmeldung per E-Mail, Fax oder Rückruf - ganz nach Wunsch. Begeistert von diesem Service ist CDU-Fraktionschef Rainer Neumann. "Wir müssen auch an die Älteren denken", sagt er. "Ohne Internet ist es mühsam, die Behördennummern aus dem Telefonbuch herauszusuchen." Da würde die 115 helfen.

Ihre verhaltenen Reaktionen zeigen jedoch, dass dieses Thema in der Prioritätenliste der Grünen und der SPD nicht weit oben steht. "Ich bin skeptisch", sagt Jan Schwartz für die Grünen. "Ich glaube nicht, dass sich die Bürger 115 genauso merken wie 110 oder 112." Und der SPD-Fraktionschef Bernd Wersel fügt hinzu: "Unser Rathaus ist eigentlich immer gut erreichbar." Er mahnt, jetzt nicht in ein Auslaufmodell zu investieren: "Die folgenden Generationen werden sich ausschließlich aus dem Internet informieren. Die rufen nicht extra eine Hotline an." Offenbar sieht die Bundesregierung zwischen Internet und Telefon keine Konkurrenz, will sie doch künftig sogar eine 115-App anbieten.

Bisher hat sich Barsbüttel als einzige Stormarner Gemeinde dem 115-Verbund angeschlossen. Laut Bundesregierung beteiligen sich bisher zwölf der 16 Bundesländer. Die Bundesverwaltung ist mit 88 Behörden vollständig an die Hotline angeschlossen. Genaue Zahlen über die Kommunen gibt es nicht. Laut Bundesregierung wurde 2013 aber in insgesamt 60 Städten, Landkreisen und Gemeinden die 115 freigeschaltet, vor allem in Großstädten. In den beteiligten Kommunen seien die monatlichen 115-Anrufe im Vergleich zu 2013 um 67,2 Prozent gestiegen (www.115.de).

Kontakt Rathaus Glinde, Markt 1, unter Telefon (040) 71 00 22 30, Fax: (040) 710 02 29 oder E-Mail: stadt@glinde.de .