Pflegeheim: KerVita verkauft Zimmer

Die Zahl der Senioren steigt. Das bringt der demografische Wandel mit sich. Zwangsläufig wächst dadurch auch der Bedarf an Pflege und Pflegeeinrichtungen. Davon wollen auch Kapitalanleger profitieren - zunehmend entdecken sie den "Wachstumsmarkt Pflegeimmobilien" für sich.

Auch in Glinde kann bald jeder sein Geld in Pflegeappartements investieren. Möglich macht das die Hamburger Unternehmensgruppe KerVita GmbH & Co KG. Die beginnt im Juli An der alten Wache mit dem Bau eines Pflegeheims mit 120 Plätzen, das sie auch betreiben wird. In den Glinder Standort investiert das Familienunternehmen etwa 14,5 Millionen Euro. Einen Großteil des Geldes holt sich KerVita durch den Verkauf der Pflegeappartements zurück. "Der Käufer allerdings muss nicht selbst einziehen, sondern stellt es der Firma als Mietobjekt zur Verfügung. So kassiert er Mieteinnahmen und kann die Wohnung irgendwann einmal auch selbst bewohnen", sagt KerVita-Mitarbeiterin Angela Zimmer. "Eine ungewöhnliche Kapitalanlage, die aber den Zeitgeist trifft", sagt Michael Herkl, Referent für Finanzdienstleistungen bei der Verbraucherzentrale in Schleswig-Holstein. Allerdings sollten Interessenten vor dem Kauf das Angebot genau auf Plausibilität prüfen.

Billig sind die zwischen 22 und 32 Quadratmeter großen Appartements mit Bad in dem dreistöckigen Gebäude auf jeden Fall nicht: Für die kleinen Zimmer inklusive Gemeinschaftsfläche von etwa 47 Quadratmetern müssen die Anleger 128 618 Euro auf den Tisch legen, die größeren kosten inklusive Gemeinschaftsfläche von etwa 68 Quadratmetern 185 943 Euro.

Die angrenzenden Eigenheimbesitzer auf dem Neubaugebiet An der alten Wache bezahlten für den unbebauten Quadratmeter Grundstück zwischen 190 und 220 Euro.

Ein Vorteil eines Pflegeappartements gegenüber einer gewöhnlichen Eigentumswohnung ist, dass sich die Besitzer nicht um die Vermietung kümmern müssen. Diese Arbeit nimmt KerVita den Käufern ab, mietet das Unternehmen doch selbst für 20 Jahre die Zimmer an - mit der Option auf Verlängerung. Die Käufer erhalten im Gegenzug eine monatliche Miete, auch dann, wenn das Zimmer leer steht. "Diese Abhängigkeit von einem alleinigen Mieter erhöht aber auch die Gefahr eines Komplettausfalls im Falle einer Insolvenz", so Herkl von der Verbraucherzentrale.

Von diesem Szenario allerdings geht KerVita nicht aus. Im Gegenteil: "Der Bedarf ist groß und steigt weiter. Schon jetzt liegt die Belegungsrate von Pflegeheimen im Bundesdurchschnitt bei rund 90 Prozent", sagt Zimmer.

Und die bisherigen Interessenten am Glinder Pflegeheim scheinen auch Vertrauen zu haben, deren Zahl soll laut Zimmer groß sei. Dabei startet der Vertrieb der Ein-Zimmer-Appartements erst noch in den nächsten Wochen. Zu den potenziellen Käufern gehören sowohl reine Kapitalanleger als auch zukünftige Bewohner. Denn Besitzer eines Pflegeappartements haben ein Vorzugsbelegungsrecht für sich und ihre Angehörigen.

Dass die Nachfrage groß ist, liegt vielleicht auch daran, dass KerVita den Käufern eine jährliche Bruttorendite von etwa 5,2 Prozent verspricht. Die errechnet sich aus dem Mietanteil und dem Kaufpreis.

"Das klingt im ersten Moment viel bei einem momentanen Sparzins von rund einem Prozent", sagt Herkl. Doch ob es sich wirklich lohnt, in ein Appartement zu investieren, kann man erst sagen, wenn man alle Kosten wie Steuern und Verwaltung abzieht."