Obdachlose: Unterbringung im Togohof bleibt oft Dauerlösung - Gewalt und Hygiene bereiten Sorgen

Im zarten Alter von 21 Jahren soll Jasmin in den Togohof ziehen. Das könnte jedenfalls passieren, denn die junge Frau lebt derzeit in einer Sozialwohnung, die der Größe wegen für eine Familie geeignet ist. "Sollten wir eine Familie unterbringen müssen, kann ich der jungen Frau alternativ nur den Togohof anbieten, wenn sie sich nicht selbst um eine neue Wohnung bemüht", erklärt Detlef Klages vom Amt für Bürgerservice.

Es entsteht der Eindruck, als hätte die Stadt Obdachlosen jeglicher Herkunft nur einen Unterschlupf anzubieten. Und die Zustände im Togohof sind prekär: Teils stark traumatisierte Menschen mit verschiedenen Lebenshintergründen müssen auf engem Raum miteinander auskommen. So lebten dort zunächst elf afrikanische Flüchtlinge. Die sind mittlerweile weiter gezogen, in ihrem Bereich wohnen nun sieben afghanische Asylbewerber, die aufgrund eines Wasserohrbruchs für sechs Wochen ihre Unterkunft am Willinghusener Weg verlassen mussten. Sie leben unter einem Dach mit zwölf, oft psychisch belasteten Langzeitwohnungslosen.

Diese Mischung der Kulturen lässt Probleme aufkeimen. Laut "Mama Afrika" Verena Tunn, die sich ehrenamtlich um die Togohof-Bewohner kümmert, kommt es zu teils gewalttätigen Vorfällen.

"Dort lebt ein Mann mit seiner schwer kranken Frau zusammen, die er pflegt. Dadurch ist er völlig überlastet." Er ertränke seine Trauer in Alkohol und habe dann "schnell mal ein Messer in der Hand". Anfang des Jahres habe er einen afrikanischen Flüchtling aus Ungeduld nackt aus der Dusche gezerrt. "Der Mann braucht Hilfe von einem eigenen Betreuer. Zudem dürfte seine Frau in ihrem Zustand gar nicht mehr dort leben", findet Verena Tunn.

Bürgermeister Rainhard Zug räumt ein, dass die persönlichen Probleme im Togohof "zu Spannungen führen können" und die Stadt "am Rande ihrer Kapazitäten ist", was die Unterbringung von Wohnungslosen anginge.

"Wir haben selbstverständlich weitere Unterkünfte für alleinstehende Frauen oder Familien. Im Togohof leben die Obdachlosen, die nicht vermittelbar sind." Die Stadt habe für sie eine Unterbringungspflicht, die Bewohner stünden aber in keinem Betreuungsverhältnis. In Extremfällen, wenn eine betreute Unterbringung nötig ist, sei der Kreis zuständig. Zug: "Die Idee ist nicht, dass Obdachlose für immer im Togohof leben. Wir können ihnen jedoch nur Hilfsangebote machen und sie nicht zwingen."

Ein solches Angebot ist die professionelle Unterstützung von Wiebke Dunker von der Südstormarner Vereinigung für Sozialarbeit (SVS). Sie wurde von der Verwaltung beauftragt, die Obdachlosen, von denen viele schon jahrelang im Togohof leben, bei ihrer Wohnungs- und Jobsuche sowie bei Behördengängen zu begleiten.

Seit ihrer Bestandsaufnahme im Februar habe die Sozialpädagogin viele Verbesserungsvorschläge gemacht, umgesetzt wurden jedoch nur wenige. "Ich habe zwar einen Besprechungsraum im Togohof, der ist aber in einem schlechten hygienischen Zustand." Es sei nötig, dass eine Reinigungsfirma regelmäßig für Sauberkeit sorgt. "Die Bewohner sind dazu nicht in der Lage", sagt Dunker. Um Verwaltung und Politik die Not vor Augen zu halten, plant sie den Sozialausschuss in den Togohof einzuladen. Denn bleiben könne es so nicht.