Deutscher Kinderschutzbund und Beratungszentrum Südstormarn bieten Hilfen, damit es gelingt

Gewaltfreie Erziehung sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Seit 14 Jahren steht dieses Recht für Kinder auch im Bürgerlichen Gesetzbuch. "Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig", heißt es dort. Doch hat eine Forsa-Studie 2011 ergeben, dass 40 Prozent der Eltern ihre Kinder auf den Po schlagen oder sich dazu hinreißen lassen, sie zu ohrfeigen. Grund genug für den Deutschen Kinderschutzbund, am heutigen Tag der gewaltfreien Erziehung Eltern daran zu erinnern, dass die Würde ihrer Kinder unantastbar ist.

Auch Einsperren, Festhalten, Anschreien oder Ignorieren wertet der Deutsche Kinderschutzbund als Gewalt. Das ist vielen Müttern und Vätern nicht bewusst und verunsichert sie. Sollen sie ihren Kindern nicht Orientierung bieten und Grenzen setzen? Wie sollen die Eltern die Einhaltung denn ohne Sanktionen durchsetzen? "Gewaltfreie Erziehung ist ein hoher Anspruch", erklärt Alexander Witsch, Sprecher des Kreisverbandes Stormarn vom Deutschen Kinderschutzbund. "Dass das ein Problem für viele Eltern ist, merken wir auch in den Diskussionen beispielsweise an unseren Info-Ständen. Allerdings gibt es kein Patentrezept für eine gelingende Erziehung."

Gewalt in Familien sei aber rückläufig, sagt Dietrich Blonski, Psychotherapeut des Beratungszentrums Südstormarn der SVS. Das beobachte er zumindest unter den Klienten des Beratungszentrums. Erziehung sei permanente Beziehungsarbeit und Verhandlung. "Bekommt ein frustriertes Kind beispielsweise einen Wutanfall, weil es eine Süßigkeit im Supermarkt nicht bekommt, ist es das Beste, die Situation zu entspannen und den Laden zu verlassen", nennt er ein Beispiel. "Oder die Mutter verhandelt und bietet an, dass das Kind zu Hause etwas anderes bekommt."

Sein Kollege, Bereichsleiter Christoph Schmidt, erläutert ein weiteres Beispiel: "Wenn Mütter und Väter sich gegenüber ihren pubertierenden Kindern durchsetzen wollen, ist es am besten, wenn sie ihre Meinungen und Ängste als ihre eigenen deutlich machen: Ich mache mir Sorgen, wenn Du zu spät nach Hause kommst." Blonski bekräftigt: "Je stärker die emotionale Bindung zum Kind ist, desto mehr ist es bereit, die elterlichen Grenzen zu akzeptieren."

Als Hilfen für Eltern bietet der Kinderschutzbund das kostenlose Elterntelefon (08 00-1 11 05 50) oder auch Kurse unter dem Motto "Starke Eltern - starke Kinder" an. Auch das Beratungszentrum Südstormarn hat Erziehungsberatungen und Elterntrainings im Angebot. Anmeldung unter Telefon (040) 72 73 84 50 (montags bis freitags, 9 bis 12 Uhr) oder donnerstags, 17 bis 18 Uhr, im Gutshaus, Telefon (040) 7 10 60 16.