Mechaniker restauriert Schränke und Co

. Schwedische Küchenbänke wie in den Filmen von Michel aus Lönneberga, Gründerzeitkommoden aus Dänemark und über 100 Jahre alte Holzbänke aus Ungarn - in der "Möbelkiste" von Torsten Rautenkrantz ist die europäische Wohnwelt von einst Zuhause. Auf 400 Quadratmetern in einer Scheune an der Schulstraße hat der 48-Jährige Einrichtungsgegenstände wie Tische, Stühle, Schränke und Spiegel verschiedener Epochen zusammengetragen.

Die ältesten Möbel sind über 300, die jüngsten rund 50 Jahre alt. Ihr Alter sieht man den Möbeln oft an, wenn der Reinbeker sie - meist aus Haushaltsauflösungen - aufkauft. Darum arbeitet Rautenkrantz sie erst auf, gibt ihnen ihren Glanz zurück, bevor er sie weitergibt. Dafür baut er sie häufig auseinander, schleift alte Farbe ab und streicht sie wieder - meist in Weiß. "Das ist seit Jahren die absolute Trendfarbe", bedauert er. Ab und an findet er hinter Schubladen und in Geheimfächern Relikte aus alten Zeiten wie jüngst einen grünen 20-DM-Schein oder eine Bergedorfer Zeitung von 1960.

Das Wissen über die verschiedenen Stilepochen und das Aufarbeiten von Antiquitäten hat sich der gelernte Kfz-Mechaniker selbst angeeignet und sich weit über die Grenzen Havighorsts einen Namen gemacht. Viele Bergedorfer Cafés sowie einige Szeneläden in Eimsbüttel und auf der Schanze sind mit seinen Tischen und Stühlen bestückt.

Doch nicht nur in die Hamburger City, sondern bis nach Japan hat er schon Möbel verkauft - jüngst einen Toilettenstuhl aus der Zeit des Biedermeiers. Angefangen mit dem Möbelhandel hat er vor 15 Jahren auf einer gerade mal 60 Quadratmeter großen Fläche. "Damals waren noch Naturholzmöbel in. Heute muss alles weiß sein, auch wenn es überhaupt nicht dem Stil entspricht." So blutet das Herz des Antiquitätenhändlers, wenn Kunden kunstvoll gefertigte Mahagonianrichten überstreichen lassen wollen.

Sein schönstes Stück, einen riesigen Empireschrank aus gewachstem Kiefernholz von 1750 mit Originalschloss und Schwenkharken, will er so lassen, wie er ist, bis sich ein Liebhaber findet. Derjenige kann sich schon jetzt freuen: Musste seine Vorbesitzerin noch 15 000 DM für den Dielenschrank auf den Tisch legen, verkauft ihn Rautenkrantz für 1200 Euro.