“Girlie“ wäre im Bürgerhauskeller fast verhungert

Eine Geschichte mit einem Happy End, wie man es sich öfter im Leben wünscht: Vor sechs Monaten rettete der Amateurschauspieler und SPD-Stadtvertreter Wolfgang Pohlmann eine abgemagerte Katze aus einem Lüftungsschacht im Bürgerhaus Glinde (wir berichteten). Jetzt hat "Girlie" ein neues Zuhause gefunden.

Das Paar Carola Lohmann (55) und Klaus Reibe (73) hat die getigerte Katze zu sich nach Hause an die Gartenstraße nach Neuschönningstedt geholt. Dort liegt ihr Kopf ruhig auf dem Schoß von Carola Lohmann, lässt sich streicheln und schmusen. Klaus Reibe lockt "Girlie" mit einer Stoffmaus vom Sofa und lässt sie wild durch das Wohnzimmer toben. Nichts lässt erahnen, dass die aufgeweckte Katze einst dem Tod nahe war.

Rückblick: Wolfgang Pohlmann bereitete sich im Oktober im Fundus des "Theoter ut de Möhl" im Bürgerhauskeller auf einen Auftritt vor. Da hörte er ein Maunzen. Das Geräusch hatte er nicht zum ersten Mal vernommen. Diesmal begann der Stadtvertreter, den Fundus zu durchwühlen, auf der Suche nach dem Tier. Schließlich wurde er ganz am Ende der alten Kegelbahn fündig. Er entfernte das Gitter von einem Schacht, da blickte die kleine Katze erschrocken um die Ecke.

Mit der Katze unter dem Arm ging Pohlmann zur benachbarten Polizei - auch dort habe man das Geräusch bereits vor einer Woche gehört, erklärten ihm die Beamten. Dann fütterte Pohlmann die Katze, gab ihr Wasser und brachte sie zur Auffangstation Einhorn im Reinbeker Gewerbegebiet. "Sie war abgemagert und musste einige Tage an den Tropf", erinnert sich Karen Schönbrodt, die Leiterin des Tierheims. Laut Tierarzt ist die Katze etwa acht Jahre alt.

"Sie ist im Umgang mit Menschen sehr vertraut, hatte also definitiv einen Besitzer, bevor sie in den Lüftungsschacht fiel", sagt Karen Schönbrodt. Die Vermisstenmeldungen und besorgten Anrufe bei ihr blieben jedoch aus. Gesucht hat die Katze bislang niemand. Das "Theoter ut de Möhl" hatte dem Tierheim damals eine Spende von 100 Euro überwiesen, damit "Girlie" - wie Karen Schönbrodt sie genannt hat - wieder richtig aufgepäppelt werden konnte.

Von dieser herzzerreißenden Geschichte zeigten sich auch Carola Lohmann und Klaus Reibe betroffen. "Ich kenne Karen Schönbrodt seit meiner Kindheit, und heute ist sie unsere Nachbarin", erzählt die Altenpflegerin. Schon früher hatte Carola Lohmann ältere, meist kranke Katzen aus dem Tierheim aufgenommen. Die sind mittlerweile verstorben. "Jetzt kümmern wir uns gemeinsam um 'Girlie'", sagt die 55-Jährige und betrachtet die mittlerweile gut genährte Katze, die auf der Fensterbank sitzt und offenbar sehnsüchtig hinunter in den Garten schaut. "Wenn die Eingewöhnungszeit vorbei ist, lassen wir sie auch rausgehen", sagt Klaus Reibe. Er hofft, dass sie diesmal nicht davon läuft.