Kreis entfernt Schilder: Verkehr hat zugenommen - Anwohner und Landwirte sind genervt

Orientierungslose Lkw-Fahrer und Autos mit überhöhter Geschwindigkeit sind derzeit in der Feldmark häufiger zu sehen. Seitdem die Schilder "Durchfahrt verboten / Landwirtschaftlicher Verkehr frei" abmontiert sind, hat jeder Verkehrsteilnehmer - ob mit Lkw oder Pkw, Motorrad oder Fahrrad - das Recht, die Wege in der Feldmark zu nutzen. Ziegeleistraße und Waldweg sind nun ganz normale öffentliche Straßen, sie werden auch in Navigationsgeräten angezeigt. Ebenso weitere Wege, und das obwohl einige nicht einmal geteert sind, im Nirgendwo oder an einer Schranke enden.

"Die Schilder haben laut neuer Straßenverkehrsordnung keine Berechtigung mehr", sagt Hans-Jürgen Zimmermann von der Verkehrsaufsicht des Kreises. Das ergab eine Überprüfung vor Ort, also wurden sie abmontiert. Der Kreis folgt damit dem bundesweiten Trend, den Schilderwald da zu lichten, wo er unnötig ist und Verkehrsteilnehmer in ihren Rechten einschränkt. Etwa 1000 Schilder sind bereits die vergangenen fünf Jahren im Kreisgebiet abgebaut worden

Bei den Anwohnern stößt die Maßnahme auf wenig Gegenliebe. Im Gegenteil, sie sind vom erhöhten Verkehrsaufkommen vor ihrer Haustür genervt: "Wir spüren ihn besonders", sagt Henry Schloh. An seinem Reiterhof inmitten der Feldmark müssen die Lkw und Pkw vorbei. Das erhöhe nicht nur den Verkehrslärm, sondern verringere auch die Sicherheit. Denn viele Autofahrer achten nicht auf Verkehrsregeln wie rechts vor links an Kreuzungen und die Geschwindigkeit, gerade wenn sie den gleichen Weg zurückfahren müssen, weil es nicht weiterging. "Als die Straßen nur für den landwirtschaftlichen Verkehr freigegeben waren, war es besser", sagt Schloh. Das sehen ansässige Landwirte genauso: Jetzt müssen sie auf den schmalen Wegen viel öfter mit ihren Treckern rechts ranfahren, um dem Gegenverkehr Platz zu machen. Sie suchen nun Unterstützung bei der Verwaltung. Die prüft derzeit, wie der Durchgangsverkehr eingeschränkt werden kann.

Doch so einfach ist das nicht: "Die Schilder dürfen definitiv nicht wieder aufgestellt werden", sagt Zimmermann. Ein Widerspruch der Gemeinde oder gar eine Klage gegen diese Entscheidung hat wenig Aussicht auf Erfolg.

"Wir suchen nach anderen Möglichkeiten", sagt Bürgermeister Jürgen Hettwer. Eine ist, die öffentliche Straße in eine "sonstige öffentliche Straße" umzuwidmen. Dazu hat die Gemeinde das Recht. Nach der Umwidmung könnte sie festlegen, dass nur landwirtschaftliche Fahrzeuge fahren dürfen. Das allerdings birgt nach Hettwers Einschätzung ein Problem: Viele Anwohner dürften die Straßen dann auch nicht mehr nutzen.