Formart: Künstler wie Eunjung Zimmermann lockten Hunderte Kunstkenner an

Wenn sich jemand in ein Bild verliebt hat, dann merkt Eunjung Zimmermann das sofort. "Derjenige steht dann lange vor dem Bild, betrachtet es Gedanken verloren, geht dann langsam weiter, kommt nach einiger Zeit zurück, um sich dann nach dem Preis zu erkundigen", sagt die Malerin aus Berlin, die südkoreanische Wurzeln hat. Am ersten Tag der FormART, am Sonnabend, war das der Fall. Da stand ein Ausstellungsbesucher länger vor dem größten ihrer Wellenbilder, ging weg, kam wieder und kaufte es - für 3000 Euro. Für die 43-Jährige ein großes Glück. "Damit hatte ich gar nicht gerechnet", sagt die studierte Malerin. Dabei kam sie mit ihren großformatigen Bildern beim Publikum so gut an, dass es ihr sogar den Arthur-Publikumspreis verlieh. Ihre Kunst: Sie kann das Element Wasser so realistisch und detailverliebt in Öl malen, dass die Bilder aussehen wie Fotografien.

"Wenn die Wände in meiner Wohnung nicht schon voller Bilder wären, hätte ich auch zugegriffen", sagt Besucher Claus Peters. "Das Geld zumindest ist das Werk von Zimmermann wert." Der 75-jährige Ratzeburger muss es wissen, er malt selbst.

Dennoch ist es keine Selbstverständlichkeit, dass Bilder von solchem Wert in Glinde einen Käufer finden, sagt Kirsten Mielke vom Vorstand des Kunstvereins Glinde, Organisator der 22. Internationalen Kunstausstellung FormART im Bürgerhaus. "In Glinde geht es eher darum, dass sich die Künstler einem kunstinteressierten Publikum vorstellen und bekannt werden. Denn wer sich nur in seinem Atelier vergräbt, kann nicht erwarten, dass er sich in der Kunstszene einen Namen macht", so Mielke. Dem ein oder anderen Künstler ist der große Sprung auf jeden Fall gelungen: Statt in Glinde stellt er nun bei der Art Cologne in Köln aus und erzielt womöglich hohe Preise mit seinen Werken.

Doch bis dahin ist es ein weiter Weg, weiß auch Sarah Bender-Kronberg. Die 36-jährige Hamburgerin würde gern nur von ihren Bildern, Schwarz-Weiß-Drucke in alter Lavendelöltechnik, leben. Doch momentan ist das kaum möglich. Dabei sind ihre kleinformatigen Werke keineswegs nur etwas für wohlhabende Kunstsammler. Für 70 Euro sind sie auch für Laien erschwinglich. Dennoch taten sich die Besucher der Ausstellung trotz großen Interesses sehr schwer, ihr Portemonnaie zu zücken. Die 90 Euro Teilnahmegebühr hat Bender-Kronberg am Ende nicht wieder reinholen können. Und hatte damit noch Glück, andere Künstler mussten noch eine weite Anfahrt, beispielsweise aus Russland, und die Kosten für die Übernachtung auf sich nehmen. Dennoch bereut Bender-Kronberg ihr Kommen nicht: "Die Stimmung hier ist einfach großartig und ich mag den Austausch mit den anderen Künstlern und den Leuten vom Kunstverein. Deshalb bin ich auch schon das zweite Mal dabei."

Ihren Traum, von ihrer Kunst leben zu können, will die ausgebildete Illustratorin dennoch nicht so einfach aufgeben. "Wenn alle Stricke reißen, schaffe ich mir eben ein zweites oder drittes Standbein", sagt die Mutter zweier kleiner Kinder.

Das muss der Publikumsliebling Eunjung Zimmermann nicht: "Ich habe mir meine Freiberuflichkeit acht Jahre vorher erarbeitet und in der Gastronomie und der Immobilienbranche gejobbt und das Geld gespart." Und wenn es dennoch mal eine Durststrecke zwischendurch gibt, dann ist ja immer noch ihr Mann mit einem geregelten Einkommen da.

Den zweiten Platz beim Publikum belegt die Bergedorfer Künstlerin Magdalena Hohlweg, den dritten Platz teilen sich die Graffitikünstler Peer Galus und Gerrit Fischer. Der Ausstellungsbesucher Peter Kastner darf sich auf ein Vier-Gänge-Menü beim Nobelitaliener San Lorenzo freuen. Er hat bei der Verlosung des Publikumsgewinns gewonnen.