Baumpflege: Wohnung verschattet

Frühlingszeit - Rückschnittzeit. Solange Sträucher und Bäume noch nicht blühen, dürfen Gehölze für den Sommer in Form gebracht werden. Renate Lorenz vom Betriebshof begutachtet in diesen Tagen die stadteigenen Bäume und Sträucher. Sind sie krank oder gefährden sie den Verkehr, teilt sie dies Andreas Gostomczyk, Sachgebietsleiter für "Öffentliches Grün", mit. Schnitt- oder Fällarbeiten erledigen dann seine fünf Mitarbeiter.

Einer wird jedoch vergeblich auf sie warten: Armin Wehlan. Der Rentner wohnt am Buchenweg. Ein Knick, im Amtsdeutsch auch "Gehölzstreifen", trennt die Wiese hinter seiner Wohnung vom Fußweg dahinter. Zu seinem Kummer: "Die Bäume sind so hoch geworden, dass mein Wohnzimmer im Sommer schon um 16 Uhr dunkel ist", klagt er. "Meine Frau Margret und ich wohnen jetzt 40 Jahre hier, und nun bekommen wir keine Sonne mehr." Dabei wollen die Wehlans die Bäume gar nicht gefällt sehen: "Die Stadt könnte aber doch die Kronen beschneiden, sodass mehr Licht hindurchkommt", meint Armin Wehlan. Bürgermeister Rainhard Zug habe sich den Fall bereits angesehen und zugesichert, dass sich jemand kümmern werde.

Gostomczyk bestätigt, dass Zug die Angelegenheit an ihn delegiert hat. Doch die Knickpflege sei bereits erledigt, erklärt der Sachgebietsleiter. "Wir werden im Herbst noch einiges zurückschneiden, was wir jetzt nicht geschafft haben." Denn notwendige Verkehrssicherungen an anderer Stelle hatten Vorrang.

Aber der Mix aus Eichen, Pappeln und Buchen vor dem Fenster von Familie Wehlan bleibe unberührt. "Zum einen vertragen diese Baumarten den Kronenschnitt nur schlecht, zum anderen muss man, wenn man einmal damit angefangen hat, ihn alle paar Jahre wiederholen." Zu viel Aufwand für einen einzelnen Bürger. "Mehr haben sich bisher noch nicht beschwert", sagt Gostomczyk. Der Landschaftsgärtner warnt ausdrücklich davor, städtische Bäume und Sträucher in Eigenregie zu beschneiden: "Das ist Sachbeschädigung!"

In diesem Frühling muss aus Gründen der Verkehrssicherung noch eine Birke am Papendieker Redder gefällt werden. "In solchen Fällen sind Fällungen das ganze Jahr über möglich", betont Gostomczyk. Grundsätzlich hole das Amt aber die notwendigen Gutachten und Genehmigungen dafür ein.