Bürgerpreis: Wolfgang Winterfeld - für die Feuerwehr nur “Hausmeister Gnatterig“

Oft wirken sie im Hintergrund, sind aber zuverlässig zur Stelle, wenn sie gebraucht werden: Ehrenamtliche, die keine repräsentativen Ämter bekleiden, aber hinter den Kulissen dafür sorgen, dass der Laden läuft. So wie Wolfgang Winterfeld: Der gebürtige Glinder (66) ist sich für keine Aufgabe in der Freiwilligen Feuerwehr zu schade.

Er bestellt Getränke, kümmert sich um die Küche, schleppt Kisten, organisiert im Festausschuss oder bringt selbst am Sonntag noch Bilder an. In der Feuerwehr legt er - gerade während der Umbauzeiten - locker einen Acht-Stunden-Tag hin. Als Hausmeister verdient sich der Rentner heute nur noch etwas hinzu. Außerdem ist er bei jedem Alarm zur Stelle, bleibt aber auch mal in der Wache, um seinen kleinen Enkel zu betreuen, wenn Sohn Sascha und Schwiegertochter Sarah gleichzeitig in den Einsatz gehen wollen. "Immerhin hat mein Sohn Führerscheinklasse II und Sarah kann noch unter Atemschutz löschen. Das darf ich seit sechs Jahren nicht mehr", sagt er einsichtig. 2010 wechselte er in die zweite Reihe, die Reserveabteilung.

Was die Feuerwehr betrifft, ist sein Sohn sein Vorbild: Denn Wolfgang Winterfeld trat als Quereinsteiger erst mit 50 Jahren ein. Heute ist er dort kaum wegzudenken. Bei etwa 200 Einsätzen im Jahr gibt es viel zu tun: "Wir öffnen die Tür, wenn jemand in der Wohnung zusammengebrochen ist, helfen den Sanitätern, wenn sie extrem Übergewichtige transportieren oder zerlegen den Baum, der zu kippen droht." Als in Reinbek im November 2007 ein Hochhaus am Weißenseer Weg brannte, war er die halbe Nacht unterwegs, um für den Schaum- und Dieselnachschub zu sorgen - etwa 50 Kilometer Alarmfahrt hat er damals absolviert. "Zum Glück wurde niemand verletzt", sagt er. "Material lässt sich immer ersetzen."

Die Frage nach der Motivation beantwortet er mit bescheidenem Achselzucken: "Helfen ist einfach ein schönes Gefühl. Viele sind erstaunt, wenn sie hören, wir machen das freiwillig. Aber sie sind so froh." Einen wirklich traumatischen Einsatz habe er zum Glück noch nicht erlebt, erzählt er. Angst hat er aber doch einmal bekommen: "Als eine der Oststeinbeker Terrassenwohnungen brannte, stand die Bewohnerin auf dem Balkon und wollte sich nicht retten lassen. Mein Sohn stand im Rettungskorb, als das Feuer plötzlich durchzündete, die Scheiben zerbarsten und eine Stichflamme schoss heraus. Das war wie in einem Film: Ein Polizist, der aus der Wohnung darüber kam, konnte die Frau gerade noch auf den Nachbarsbalkon schubsen und mein Sohn drehte sich mit dem Rücken zu den Flammen. Er wurde durch Helm und Kleidung geschützt."

Seine Kameraden nennen ihn auch liebevoll "Hausmeister Gnatterig". Denn wenn er hinter ihnen herräumen muss, kann er ungemütlich werden. Den Spitznamen nimmt er mit Humor. Denn als einstiger Hausmeister ist Ordnung für ihn Ehrensache - Glückssache für die Feuerwehr.

Für sein Engagement ist Wolfgang Winterfeld nun für den Bürgerpreis der Volksbank Bergedorf und der Bergedorfer Zeitung nominiert. Im April wählt eine Jury die Gewinner.