Ursula Nölle nimmt Abschied nach 30 Jahren Engagement - Das ZDF begleitet die 89-Jährige

Ursula Nölle, Gründerin und Ehrenvorsitzende des Vereins "Afghanistan-Schulen" nimmt Abschied. Die 89-Jährige fährt im nächsten Monat nach unzähligen Besuchen zum letzten Mal in das Land am Hindukusch. Seit 1988 sind dank ihres Engagements und mit Hilfe ihres Vereins im Raum Andkhoy und Mazaar-i-Sharif im Norden des Landes 49 Schulen gebaut oder saniert, acht Homeschools und ein Ausbildungszentrum errichtet worden.

Begonnen hat sie schon 1983 mit dem Aufbau von Schulen in den Flüchtlingslagern der Afghanen in Pakistan. Mehr als 41 000 Schüler, davon 30 Prozent Mädchen, haben die Schulen bis heute besucht. Unzählige Arbeiter haben bei der Errichtung und Instandhaltung der Gebäude Arbeit gefunden.

Wie fühlt man sich, wenn es heißt, sich nach so langer Zeit von vielen lieb gewonnenen Menschen zu verabschieden? "Es ist nicht schlimm. Ich habe meine Grenzen erfahren. Im vergangenen Jahr musste ich sogar eine schon geplante Reise aus gesundheitlichen Gründen absagen", sagt die weißhaarige Seniorin mit den hellblauen Augen. Einige Mitglieder der Familie hätten Bedenken angemeldet, gibt sie zu. "Aber in meinen Alter kann es mich an jedem Ort erwischen", sagt sie. "Ich lebe heute. Und morgen wieder heute. Das Leben findet jetzt statt und ich freue mich riesig, dass ich die beiden Vorsitzenden, Marga Flader und Tanja Khorrami, bei ihrem regulären Arbeitsbesuch begleiten darf." Sie freue sich auf die vielen lieben Menschen, mit denen sie über so viele Jahre verbunden sei.

Zudem gelte es, möglichst viele der Projekte zu besuchen, sagt die Oststeinbekerin. Über ihre Tochter Tine, die Anfang der 1980er-Jahre ein Orientalistik-Stipendium im pakistanischen Lahore absolvierte, bekam Nölle den Kontakt zu den Menschen in Not. "Wir mussten einfach helfen. Meine Kinder waren aus dem Gröbsten. Vier waren im Studium, der Jüngste ging noch zur Schule." Für sie habe damals ein ganz neuer Lebensabschnitt begonnen. Anfangs sei ihr Mann irritiert gewesen, habe sie dann aber voll und ganz unterstützt. "Er hat sogar als Bauingenieur die ersten Pläne für den Schulbau gezeichnet", erinnert Nölle sich dankbar. Anfangs sei alles ganz anders gewesen. "Ich musste zweimal im Jahr hin, um zu sehen, was läuft. Es gab weder funktionierende Telefone noch Internet. Wenn überhaupt, haben wir uns per Brief ausgetauscht", sagt sie. Heute werde mal schnell gemailt oder telefoniert.

"Als ich vor kurzem in der Klinik war, bekam ich viele besorgte Anrufe aus Afghanistan. Da hab ich noch mal gemerkt, wie viele Freunde ich dort habe, ein großer Schatz", sagt sie gerührt. Auch ein Grund dafür, dass Ulla Nölle nicht müde wird, für ihre Projekte zu werben. Gerade wieder hat sie in Hamburg einen Vortrag über die Arbeit ihres Vereins gehalten.

Das ZDF plant übrigens, sie auf ihrer Reise zu begleiten und diese zu dokumentieren. Wer Ulla Nölles Arbeit unterstützen möchte, kann einen Betrag auf das Konto mit der IBAN: DE 3720 0505 5010 0822 5805 überweisen. Er wird der Bildung junger Afghanen und damit Nölles Lebenswerk zugute kommen. Weitere Informationen unter: www.afghanistan-schulen.de