Helga Witthohn: Langjährige Pflegedienstleiterin der DRK-Sozialstation geht in den Ruhestand

Ganz ohne Tränen der Rührung ging der Abschied in den Ruhestand nicht ab: Gestern sagten die 40 Mitarbeiterinnen der DRK-Sozialstation ihrer Pflegedienstleiterin mit einer Überraschungsparty im Gutshaus Adieu. Doch nicht nur Pflegefach- und Pflegehilfskräfte, Haushaltshilfen und Hausmeister, auch viele Ehemalige, Bürgermeister Rainhard Zug und Bürgervorsteher Rolf Budde ließen es sich nicht nehmen, Helga Witthohn zu verabschieden. "Da ist kein Taschentuch dabei", beschwerte sie sich lächelnd und ein wenig schniefend, als sie gestern vor versammelter Mannschaft das Lied "Ruhestand heißt die neue Medizin der Red Cross Queen" gehört hatte. Das hatten die Kollegen Gerald Weißbeck und Heinrich Voß eigens für die "Rot-Kreuz-Königin" komponiert und gesungen.

Nach 26 Jahren verlässt die 65-Jährige die Sozialstation an der Dorfstraße 17. Mindestens 1000 Glinder und Oststeinbeker Senioren hat sie im Laufe ihres Arbeitslebens kennengelernt, schätzt Witthohn. Die Sozialstation betreut mit ihrer ambulanten Pflege mittlerweile etwa 170 Patienten, einige von ihnen leben in den 20 Betreuten Wohnungen im Haus.

"Wenn mich ein junger Mann auf der Straße grüßt, überlege ich oft, welcher unserer vielen Zivildienstleistenden das wohl war", verriet sie. Elke Teichmann präsentierte mit einer Bilderprojektion Witthohns Werdegang, der sich von dem der Sozialstation kaum trennen lässt. Begonnen hat Witthohn 1988 im Büro der damaligen Sozialstation im Gutshaus im zweiten Stock. "Damals hatten wir das schönste Büro der Stadt", erzählte sie. "Mit Balkon, toller Aussicht und sogar im Altbau." Fünf Gemeindeschwestern waren damals - teilweise noch mit weißer Schürze und Fahrrad - für eine Arbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtsverbände unterwegs.

Doch die Einwohnerzahl Glindes wuchs, die Bevölkerungsstruktur und der Alltag veränderten sich. Die meisten wollen so lang wie möglich zu Hause bleiben, auch wenn sie pflegebedürftig werden. In den 1990er-Jahren wurde klar: Eine Sozialstation muss her. Dafür wurde die alte Tischlerei an der Dorfstraße gegenüber der Suck'schen Kate abgerissen. 1994 konnte sie unter Trägerschaft des Deutschen Roten Kreuzes eröffnet werden. Wann Witthohn die Pflegedienstleitung übernahm, erinnert sie gar nicht mehr genau. Zuerst pendelte sie noch zwei Vormittage in der Woche nach Oststeinbek. 2003 hatte das Pendeln ein Ende. 2011 wurden die beiden Zivildienstleistenden von zwei 450-Euro-Kräften ersetzt.

Witthohns Dank galt vor allem ihrem Team: "Jeder ist immer nur so gut wie sein Team, und ihr ward fantastisch." Trotz Wehmut freut sie sich auf den Ruhestand. "Ich wechsle in den Oma-Job", erzählte sie. Ihre Schwiegertochter erwartet Zwillinge.