Ehrenamtlich: Ursel Blumroth setzt auf mehr Miteinander

Die Idee hatte Ursel Blumroth, Mitglied des Seniorenbeirats, schon vor längerer Zeit - schnelle, unbürokratische und kostenlose Hilfe für Alleinstehende, wenn sie in Not geraten sind: mal kurz etwas besorgen oder mit dem Hund rausgehen, wenn jemand krank geworden ist, oder jemanden zu einer Veranstaltung bringen, wenn er nicht mehr so gut zu Fuß ist, oder unterstützen, wenn er mit Formularen oder Briefen für Behörden auf dem Kriegsfuß steht.

"Es gibt so viele kleine Alltagsprobleme, die andere ganz schnell aus der Welt schaffen können", stellt die 79-Jährige fest. Früher habe man schnell den Nachbarn um Rat gefragt, doch heute sei das Miteinander im Mietshaus oft anonym geworden, viele haben Angst, sie könnten anderen zur Last fallen.

"Das geht nicht nur älteren Menschen so", sagt Ursel Blumroth. "Auch Jüngere leben oft allein und stehen so manchmal vor Problemen. Nicht nur in den Hochhäusern, auch in Einfamilienhäusern leben viele Singles." Da könnten auch Senioren den Jüngeren helfen, indem sie im Notfall etwa bei der Kinderbetreuung einspringen oder etwas zu einer Zeit abholen, wenn die Jüngeren arbeiten müssen.

Deshalb will sie jetzt die "Nachbarschaftshilfe" organisieren. Drei Mitstreiterinnen hat sie schon beim Zukunftsworkshop des Seniorenbeirats "Mitten im Leben" im Gutshaus gefunden.

Jetzt sucht das Quartett rüstige, ehrenamtliche Helfer und Helferinnen. Auch Ursel Blumroth will mit anpacken. Ihre Motivation: "Ich steige demnächst aus dem Seniorenbeirat aus. Da müssen mal Jüngere ran. Aber wenn ich Aufgaben und Termine habe, bleibe ich aktiv." Helfer und Hilfesuchende können bei ihr und Dagmar Coordts anrufen. Die beiden versuchen dann, die Anrufer zusammenzubringen. "Wer eine Haushaltshilfe oder Putzfrau sucht, ist bei uns aber an der falschen Adresse", betont Ursel Blumroth. "Das ist kein Notfall, und dazu haben wir auch keine Lust."

Ursel Blumroths Nachbarin Vera Lobusch, die sie im Treppenhaus trifft, ist begeistert: "Das ist eine gute Idee. Leider kann ich keine Zeit dafür aufbringen. Aber wer weiß? Vielleicht suche ich selbst mal Unterstützung", sagt die 79-Jährige.

Bisher treffen sich die vier Helferinnen einmal wöchentlich im Café Schäfer, um alles Weitere zu besprechen und Ideen auszutauschen. Unter den Telefonnummern (040) 7 10 44 78 und 7 10 21 42 geben Ursel Blumroth und Dagmar Coordts Auskunft und nehmen gern weitere Aktive auf. Wenn das Projekt ankommt und sich genügend Mitstreiter finden, überlegen die Damen auch, einen Verein zu gründen.