Neue Sorgen: Buwog erwirbt Mietshäuser um den Buchenweg und südlich vom Ahornweg

Die Mieter der Wohnungen am Buchenweg, am Robert-Schumann-Weg, am Weiden-, am Rotdorn- und am Weißdornweg haben schon wieder neue Sorgen: Seit dem Jahreswechsel ärgern sie sich mit überhöhten Heizkostennachforderungen herum, jetzt hat die Prelios Gruppe ihre gesamten Mietwohnungen an die Buwog, eine Tochter der österreichischen Immofinanz Gruppe, verkauft.

Die Transaktion mit einem Volumen von insgesamt 917 Millionen Euro soll im Juni abgeschlossen sein. Laut Prelios beträgt der Kaufpreis nach Abzug von Schulden in Höhe von 736 Millionen Euro und von Umlaufvermögen 162 Millionen Euro. In Deutschland sind 18 000 Wohnungen betroffen, 456 davon in Glinde. Das bestätigte die von Prelios beauftragte Agentur CNC.

Die Buwog wird derzeit für den Börsengang ausgerichtet und setzt auf Expansion vor allem in Deutschland. "Wir wollen 3000 bis 4000 Wohnungen jährlich erwerben", sagte Immofinanz-Vorstand und Buwog-Chef Daniel Riedl gegenüber dem Dienst "nachrichten.at". Signifikantes Wachstum sei nur in Deutschland möglich. Mit dem Zukauf vergrößert das Unternehmen sein Portfolio von 35 500 auf 53 500 Wohnungen. Prelios wiederum will sich künftig nach eigenen Angaben "auf die wirtschaftlich attraktive Verwaltung von Einkaufszentren und Geschäftsimmobilien" konzentrieren.

Viele Glinder Mieter wussten gestern Mittag noch nichts von dem Eigentümerwechsel. "Das macht mir als alleinerziehendem Vater schon Sorgen", sagte etwa Lars Hase, der seit einem halben Jahr am Buchenweg wohnt. "Ich habe noch keine schlechten Erfahrungen mit unserem Vermieter gemacht. Aber ich höre von allen Nachbarn nur gruselige Geschichten über Schimmel und horrende Heizkostenabrechnungen." Überall gebe es Ärger mit Vermietern. "Da ist der Gesetzgeber gefordert, die Mieter besser zu schützen", sagt er.

Eine Mieterin am Buchenweg will wegen der Nachforderungen jetzt ausziehen. "Über 400 Euro soll ich nachzahlen. Das wird mir zu teuer", sagt die 40-Jährige. "Meine Nachbarn im Erdgeschoss hatten alle Schimmel. Die sind schon weggezogen." Eine weitere Mieterin will ihren Namen ebenfalls nicht nennen: "Ich finde das nicht gut. Ich wohne seit 47 Jahren hier und habe alle Eigentümer miterlebt von der Wobau über Pirelli bis zu Prelios. Die müssten uns doch zumindest informieren, wenn sie verkaufen." Sie soll für eine Zweieinhalb-Zimmer-Wohnung 650 Euro an Heizkosten nachzahlen. "Damit könnte ich doch den ganzen Block heizen", sagt die Rentnerin empört. Peter Marquardt, der seit 20 Jahren Mieter am Buchenweg ist, sieht es mit Galgenhumor: "Schlimmer kann es nicht kommen."

Die Sorgen seiner Nachbarn seien nicht unberechtigt, sagt Jochen Kiersch, Geschäftsführer des Mieterbundes Schleswig-Holstein. "Es ist fast immer zum Nachteil der Mieter, wenn es innerhalb der Finanzimmobilienwirtschaft zum Eigentümerwechsel kommt. Oft vernachlässigen die Vorbesitzer die Bausubstanz. Die Käufer versuchen, das Geld für die nötigen Investitionen irgendwo her zu bekommen. Meist bleiben dafür nur die Mieter." Er warnt davor, dass es im Sommer 2014 einen "schwarzen Tag" geben werde: "Dann fallen in Schleswig-Holstein 15 000 Wohnungen aus der Sozialbindung." Übrig blieben im Land nur noch knapp 50 000 Sozialwohnungen.

Die CNC sagt: "Die Beschwerden über die Abrechnungen und die Baumängel nehmen wir sehr ernst und arbeiten sie in Zusammenarbeit mit dem neuen Eigentümer schnellstmöglich auf. Der Wechsel hat keine Auswirkung auf die abgeschlossenen Mietverträge."

Wie berichtet, suchen viele der Glinder Mieter Rat bei Anwälten oder beim Mieterschutzverein. Der Anwalt Dr. Michael Selk betreut etwa 30 Mandanten und hat die ersten Gutachterverfahren eingeleitet. "Für diese bereits laufenden Verfahren hat der Wechsel keine Folgen", erläutert er. "Prelios wird auch die Forderungen für 2012 und 2013 weiter geltend machen. Aber jene Glinder, die rückwirkend die Miete kürzen wollen, könnten das nur gegenüber Prelios tun. Sie sollten sich vorher juristisch beraten lassen."

Informationen unter www.mieterbund-schleswig-holstein.de , Telefon (0 41 52) 7 08 25.