Protest: Erste Verfahren gegen überteuerte Heizkosten, Schimmel und Baumängel eingeleitet

Die Wut der Prelios-Mieter zieht mittlerweile weite Kreise: Durch unseren Artikel über die Mieter, die sich wegen überteuerter Heizkostennachforderungen und Baumängel gegen ihren Vermieter wehren, sind Leidensgenossen in anderen norddeutschen Städten auf Glinde aufmerksam geworden.

"Über das Internet haben Mieter in anderen Städten von unseren Problemen erfahren und sich bei mir gemeldet", erzählt Nicole Fenyves, die den Stein ins Rollen gebracht hatte. Die Frührentnerin sollte für ihre 61 Quadratmeter große Zweieinhalb-Zimmer-Wohnung 1200 Euro Heizkosten nachzahlen. Eine Abrechnung, mit der man die Forderungen nachvollziehen könnte, haben Fenyves und ihre Nachbarn nie gesehen. Daraufhin schaltete sie den Anwalt Dr. Michael Selk ein und alarmierte ihre Nachbarn.

Inzwischen haben sich Betroffene aus Emden und Heiligenhafen gemeldet. "Auch in Lübeck soll es Prelios-Mieter mit den gleichen Sorgen geben", sagt Fenyves. Berendine Bamminger, SPD-Ratsmitglied in Emden und Mitglied des Stadtteilbeirates Barenburg, weiß ähnliches aus ihrer Stadt zu berichten: "Wir haben ein riesiges Sanierungsgebiet. Deshalb hat unser Stadtteilbeirat vor sechs Jahren eine kostenlose Mieterberatung eingerichtet. Seit zwei Jahren haben die etwa 500 Mieter, deren Wohnungen von Prelios verwaltet werden, horrende Nachzahlungen zu leisten. Etwa 100 sind damit zu uns gekommen. Die Menschen sollten bis zu 2300 Euro zahlen und waren total hilflos. Zuerst haben Sozialamt und Job-Center die Rechnungen größtenteils gezahlt." Irgendwann hätten die Mitglieder der Mieterberatung sich mit den Mitarbeitern aus Sozialamt und Job-Center zusammengesetzt: "So konnte es nicht weitergehen", erklärt Bamminger. "Jetzt zahlen die Ämter nicht mehr. Wir haben Widersprüche für die Mieter formuliert." Die seien von Prelios ignoriert worden, stattdessen habe die Verwaltung Mahnungen geschickt. Deshalb hat die Beratung einen Anwalt gesucht. Ludwig Jan Dissinger vertritt jetzt zwei Prelios-Mieter, die "überproportionale Nachforderungen" erhalten haben. "Der Ausgang ist noch offen", sagt er. Dissinger rechnet für April mit einem Urteil.

Fenyves' Fachanwalt für Mietrecht Dr. Michael Selk hat jetzt beim Amtsgericht Reinbek die ersten vier Beweisverfahren eingeleitet. Für die nächsten zwei Monate stehen 20 bis 30 weitere an. Die Verfahren können sich allerdings über mehrere Monate hinziehen, sagt Selk. "Denn der Sachverständige, der vom Gericht beauftragt wird, braucht vergleichbare klimatische Verhältnisse."

Selk will einerseits erreichen, dass Baumängel beseitigt und die Wohnungen gedämmt werden, andererseits, dass er Akteneinsicht bekommt, um die Heizkostenabrechnungen nachvollziehen zu können. "Keiner meiner Mandanten hat bisher eine überprüfbare Abrechnung erhalten", stellt Selk fest.

Fenyves plant für März ein zweites Informationstreffen für ihre Nachbarn und will dazu nicht nur ihren Anwalt, sondern auch die Emdener einladen. Der genaue Termin steht noch nicht.