Fünf Minuten stummes Schauspiel auf dem Marktplatz

Fünf Minuten lang tanzten 30 Frauen und ein Mann gestern Mittag auf dem Marktplatz - stumm. Denn Musik bekamen die Tanzenden nur über eigens mitgebrachte Kopfhörer. Trotzdem ging es bei der Aktion in Glinde alles andere als leise zu. Junge und ältere Glinderinnen hatten samt Bürgermeister Rainhard Zug mächtig Spaß beim stummen Tanzen und erfüllten den stillen Marktplatz mit lautem Gelächter.

Dabei hatte die Aktion einen ernsten Hintergrund. "Wir wollen mit Spaß die Aufmerksamkeit auf soziale Missstände und Ungereimtheiten lenken", erklärt Kerstin Schoneboom. Sie ist seit Ende vergangenen Jahres Glindes neue Gleichstellungsbeauftragte und hatte die Aktion nach Vorbild der amerikanischen Feministin Eve Ensler initiiert (wir berichteten). Das ungewöhnliche Schauspiel soll insbesondere auf die hohen Zahlen von häuslicher Gewalt gegen Frauen und auf die zahlreichen Vergewaltigungen hinweisen. Weltweit tanzten gestern Frauen auf Marktplätzen und in Fußgängerzonen im Rahmen der Aktion "One Billion Rising".

Aufmerksamkeit hat der Tanz-Protest definitiv erregt. Viele Schaulustige blieben stehen und wurden sogleich von Schoneboom dazu animiert, mitzumachen. Im Anschluss an die Tanz-Demonstration sahen sich die Frauen im Bürgerhaus den Dokumentarfilm "shortcut to justice" an, der Frauen im nordindischen Gujarat bei ihrem mutigen Einsatz für die Gleichberechtigung zeigt.