Sozialwohnungen: Bewohner wollen sich gegen hohe Nachforderungen des Vermieters Prelios wehren

. Die steigenden Energiekosten treiben zurzeit viele Menschen um. Doch Nicole Fenyves steht jetzt vor einer derartig hohen Nachforderung für ihre Heizkosten, dass sie nicht weiß, ob sie sich ihre Wohnung am Buchenweg noch leisten kann: Ihr Vermieter, die Prelios Immobilien Management, fordert von ihr für das Jahr 2012 eine saftige Nachzahlung von 1200 Euro. "Dann hätte ich für meine 61 Quadratmeter große Zweieinhalb-Zimmer-Wohnung monatliche Heizkosten in Höhe von 210 Euro", sagt sie. "Dabei stehen in meinem Mietvertrag 83 Euro pro Monat für die zentrale Gasheizung drin. Die Steigerung der Energiekosten, mit der unser Vermieter die hohen Nachzahlungen begründet, beträgt aber nur 27 Prozent, nicht 120." Nachvollziehen könne sie die Kostensteigerung nicht. Sie hat daher Widerspruch eingelegt.

Schon vergangenes Jahr sollte sie 1600 Euro für 2011 nachzahlen. "Der Ärger begann mit dem Wechsel des Vermieters", stellt sie fest. Ihr Problem: Da die 43-Jährige aus gesundheitlichen Gründen Frührentnerin ist, treiben die hohen Heizkosten sie in die Schulden. Denn in der Grundsicherung ist nur ein Heizkostenanteil von 72,50 Euro enthalten. Die Differenz muss sie selbst ausgleichen. Im vergangenen Jahr habe das Sozialamt noch sämtliche Nachzahlungen übernommen und sie sei aufgefordert worden, zu sparen. Dieses Jahr muss sie zwar 400 Euro weniger zahlen, trotzdem seien die Nachzahlungen für sie kaum zu leisten: "Ich habe gerade einmal knapp 200 Euro zum Leben über für Lebensmittel, Kleidung und Hygiene. Inzwischen übersteigen meine Nebenkosten die Nettokaltmiete. Dabei sind das hier Sozialwohnungen, die von der Stadt zugewiesen werden", erklärt Fenyves. Deshalb steht sie mit ihrem Problem nicht allein da: Auch ihre Nachbarn klagen über zu hohe Nachzahlungen, zudem über Schimmel, Feuchtigkeit in der Wohnung sowie über marode Fenster.

Im Sozialamt Glinde ist bekannt, dass sich die Mieter der Prelios-Wohnungen am Buchenweg vermehrt über hohe Nachzahlungen beschweren. Eine offizielle Stellungnahme aus Bad Oldesloe war nach den Feiertagen aber noch nicht zu bekommen.

Fenyves lässt sich inzwischen von Dr. Michael Selk, Fachanwalt für Mietrecht, beraten. Dafür hat sie Beratungshilfe beantragt. "Die Forderungen sind extrem hoch", stellt Selk fest. "Außerdem sind die Berechnungen nicht nachvollziehbar." Er vermutet, dass der Eigentümer versucht, die Mieter aus den Wohnungen zu bekommen. Vieles spreche dafür: Im Keller stehe das Wasser, das Dach sei ungedämmt, zumindest eine Erdgeschosswohnung sei verschimmelt, und außerdem gebe es Baumängel wie falsch platzierte Heizkörper und Wärmebrücken. "Eine derartige Mängelbeseitigung darf nicht auf die Mieter umgelegt werden", erläutert Selk.

Das Problem: In Glinde gibt es keine günstigeren Wohnungen. "Wo sollen wir denn hin?", fragt Nicole Fenyves. Erschrocken ist sie darüber, dass die Vermieter hohe Forderungen stellen können und sie offenbar niemand überprüft. "Ich bin enttäuscht, dass keiner etwas damit zu tun haben will. Wir stehen allein da. Das ist doch ein gesellschaftspolitisches Problem: Sollen wir denn alle obdachlos werden?" Ihren Nachbarn mit Beschäftigung und geringem Verdienst gehe es fast noch schlechter. Sie schätzt, dass etwa 200 Mieter am Buchenweg und am Robert-Schumann-Weg betroffen sind. Jetzt geht noch das Gerücht um, dass Prelios die Wohnungen verkaufen wolle.

Von der Eigentümergesellschaft war bis Redaktionsschluss keine Stellungnahme eingetroffen.

Fenyves hat für ihre Nachbarn für Dienstag, 7. Januar, einen kostenlosen Infoabend mit Anwalt Dr. Michael Selk organisiert. Ziel: ein Austausch, um Berechnungen nachvollziehen zu können. Beginn ist um 19 Uhr im Gutshaus, Möllner Landstraße 53.