Expertin für Gleichstellung

Kerstin Schoneboom ist Glindes neue Gleichstellungsbeauftragte und ihr Büro im vierten Stock des Rathauses bezogen. In Berlin aufgewachsen, lebt sie heute mit ihrer Familie in Kiel. Die Stadt hat sich mit ihr eine echte Fachfrau ins Rathaus geholt. Kerstin Schoneboom, zuletzt Sprecherin der Landeskonferenz der Gleichstellungsbeauftragten an Hochschulen Schleswig-Holsteins und Gleichstellungsbeauftragte der Fachhochschule Kiel, beschäftigt sich seit 23 Jahren mit der Frauen- und Gleichstellungsarbeit.

Glinde kannte sie bisher nur als Autobahnausfahrt auf dem Weg auf der A24 von Kiel nach Berlin. "Aber das wird sich jetzt schnell ändern, nächste Woche zeigt mir Bürgermeister Rainhard Zug die Stadt." Doch auch, wenn sie in Glinde noch nicht viel kennengelernt hat, hat sie sich schon jetzt einiges auf die Agenda geschrieben. "Ein Thema ist natürlich die Personalentwicklungsplanung der Stadt. Alle fünf Amtsleiter in Glinde sind Männer, auch die Stabsstelle ist mit einem Mann besetzt und dann gibt es auch noch einen Bürgermeister - da ist viel Platz nach oben", resümiert sie.

Und auch in der Kommunalpolitik seien Frauen in Glinde deutlich unterrepräsentiert. "Der Anteil beträgt gerade einmal 25 Prozent, das liegt noch unter dem bundesdeutschen Durchschnitt bei einer Stadt dieser Größe. Im Haupt- und im Finanzausschuss sind sogar gar keine Frauen vertreten - aber über das Geld in der Stadt wird Politik gemacht. Sehr schade."

Leider sei dies ein Bild, das sich auch in vielen Chefetagen in Unternehmen noch immer widerspiegelt. "Dabei haben wir heute die bestausgebildete Frauengeneration aller Zeiten." Das Problem sei, dass Frauen heute etwas können, aber dennoch selten etwas werden. "Sie kommen einfach nicht da oben an, wo sie hinkommen könnten und das zeigt, dass sich noch immer einiges gesellschaftlich und politisch ändern muss", sagt die Diplompädagogin und Mutter von zwei 22 und 17 Jahre alten Söhnen und einer zwölfjährigen Tochter, die sich klar für die Einführung der Frauenquote in Führungsetagen ausspricht. "Das ist einfach ein gutes Instrument."

Auch das kommunale Frauennetzwerk, das eine ihrer Vorgängerinnen in Glinde initiierte, will die 48-Jährige als ein Schwerpunktthema wieder aufnehmen: "mit einem Weiterbildungsangebot für Frauen, die intensiver in der Kommunalpolitik oder in Aufsichtsräten tätig werden wollen".

Doch nicht nur in Frauenfragen will sie die Glinder beraten. "Gleichstellung ist viel mehr als das. Auch Zuwanderer können Hilfe bei mir bekommen, zudem biete ich auch Berufs- und Qualifikationsberatungen an und Beratung bei sexualisierter Gewalt", sagt Schoneboom, die sich drei Jahre lang im Sozialzentrum Husum und Umgebung um die Betreuung von Langzeitarbeitslosen kümmerte und sich in ihrer Freizeit in einer Familienunterkunft für Flüchtlinge in Kiel engagiert. "Ich bin gespannt, ob das hier auch ein Thema für mich wird."

Gut findet sie, dass Glindes Gemeinwesenarbeit bereits in vielen Bereichen schon gut aufgestellt ist. "Es gibt hier ganz viel, wie etwa die Migrationssozialberatung im Gutshaus. Es ist toll, dass es dafür einen Ort in Glinde gibt. Und auch die Arbeit mit den Seniorinnen und der Girls-Day sind bereits in gute Strukturen eingebettet", lobt sie, nachdem sie sich in den ersten Tagen einen Überblick über die Einrichtungen in Glinde gemacht hat.

Kerstin Schoneboom bietet im Raum 410 im Rathaus (Markt 1) mittwochs von 10 bis 12 Uhr eine offene Sprechstunde an. Termine können mit ihr auch telefonisch vereinbart werden unter (040)71 00 25 40