Öffentlicher Personennahverkehr: VHH wollen Konzept umstellen und Kommunen mit ins Boot holen

Der Busverkehr in Oststeinbek, Glinde und Reinbek könnte ab 2015 erheblich eingeschränkt werden. Das gilt besonders für die Fahrten von Hamburg in den Kreis Stormarn. Weiterhin ist der Nachtbus in Gefahr. Wie Björn Schönefeld aus dem Fachdienst "Planung und Verkehr" des Kreises bestätigt, wollen die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) nur noch bis Dezember 2014 den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in Eigenwirtschaft führen. "Dann laufen die Verträge aus, und die VHH haben bereits ein anderes Konzept angekündigt", so Schönefeld. Wie das im Einzelnen aussehen soll, stehe noch nicht fest. Auch weiß er nicht, warum die VHH überhaupt ihr Konzept verändern wollen.

Die VHH selbst hüllen sich noch in Schweigen: Pressesprecher Martin Beckmann bestätigt lediglich, dass die Verkehrsbetriebe mit dem Kreis Stormarn "Konsultationen" führen. "Da sie sich aber in einem sehr frühen Stadium befinden, ist es uns nicht möglich, hierzu heute im Detail Stellung zu nehmen", erklärt Beckmann. Die VHH versorgen seit knapp zehn Jahren eigenwirtschaftlich den Kreis Stormarn mit ÖPNV.

Besonders betroffen von den Einschränkungen werden nach Auskunft Schönefelds die Buslinien 11 (Billstedt/Steinfurther Allee - Oststeinbek - Glinde - Neuschönningstedt), 233 (Billstedt - Merkenstraße - Oststeinbek - Havighorst - Mümmelmannsberg), 333 (Steinfurther Allee - Glinde - Neuschönningstedt - Witzhave - Trittau) und der Nachtbus sein. "Was wir heute schon sicher sagen können: Eine durchgehende Zehn-Minuten-Taktung wie bisher wird es ab 2015 nicht mehr geben", sagt Schönefeld. Der Experte aus dem Fachdienst sieht dann den Kreis Stormarn in der finanziellen Pflicht. Und da stünden keine unbegrenzten Summen zur Verfügung. "Wir müssen genau hinschauen. Es handelt sich ja nicht nur um 10 000 oder 20 000 Euro, die wir in die Hand nehmen müssen, um den ÖPNV aufrecht zu erhalten, sondern um wesentlich mehr Geld."

Es gebe aber die Option, die Übernahme des ÖPNV nach den bisherigen Konditionen europaweit auszuschreiben. Schönefeld: "Auch darüber müssen wir mit den betroffenen Gemeinden reden."

Ein besonderer Zankapfel könnte der Nachtbus werden. Die Finanzierung des Nachtbusses ist laut Nahverkehrsplan die Sache der Kommunen. Bisher haben die Finanzierung des Nachtbusses im Kreis Stormarn jedoch ebenfalls die VHH übernommen. Damit ist 2015 aller Voraussicht nach Schluss. Noch fährt der Nachtbus täglich zwischen 1 Uhr und 4.30 Uhr von Billstedt über Neuschönningstedt bis zur Endstation Glinde. Schönefeld: "Das sind pro Nacht fünf Fahrten in jede Richtung." Zur Weiterführung des Angebots setzt er auf das Mittelzentrum, die seit 2011 bestehende Kooperation zwischen Reinbek, Glinde und Wentorf. "Wir stehen mit den Akteuren in Kontakt. Wir hoffen natürlich, diese Achse stärken zu können, denn ein gutes Busangebot trägt zweifelsohne zur Attraktivität des Mittelzentrums bei", sagt Schönefeld. Dazu müsste aber vor allem Glinde mitmachen: "Sonst würde auf der Busstrecke eine Lücke entstehen, die nicht zu stopfen wäre."

Glindes Bürgermeister Rainhard Zug zeigte sich von Schönefelds Konkretisierungen überrascht. Von Veränderungen, die speziell die Linien 11, 233 und 333 beträfen, habe er bisher nichts gewusst. "Das macht natürlich Probleme", sagt er nur trocken. Zug signalisiert grundsätzliche Bereitschaft, über die Finanzierung des Nachtbusses zu sprechen, betont aber auch: "Der Kreis steht in der Pflicht, uns einen ordentlichen ÖPNV anzubieten und zu finanzieren!" Mehr wolle er zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen.

Laut Schönefeld soll der Entscheidungsprozess, wie es mit dem ÖPNV im Kreis Stormarn weitergehen soll, schon im ersten Halbjahr 2014 abgeschlossen sein.