Flüchtlingsrat ehrt Glinder mit “Leuchtturm des Nordens“

Es war für viele ein wenig Balsam für die Seele. Eine Würdigung ihres monatelangen Engagements für die afrikanischen Flüchtlinge. Doch so manch einem war nicht nur zum Feiern zumute. Denn nachdem acht der zuletzt elf Afrikaner vor knapp zwei Wochen verschwunden waren, sind zwar mittlerweile wieder drei von ihnen zurückgekehrt. Doch die Frage, wie geht es mit ihnen weiter und wo sind die anderen geblieben, treibt viele Mitglieder der Islamischen Gemeinde Reinbek-Glinde und der Bürgerinitiative Glinde gegen Rechts um.

Beide wurden gestern im Glinder Rathaus mit dem "Leuchtturm des Nordens" ausgezeichnet. Den Preis verleiht der Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein seit 2005 jährlich an Organisationen und Personen für ihr herausragendes Engagement in der Flüchtlingshilfe.

"Normalerweise herrscht bei der Diskussion, wer ihn bekommen soll, immer ein großes Durcheinander. Aber in diesem Jahr waren sich alle einig: Glinde sollte es werden", sagte Martin Link, Geschäftsführer des Flüchtlingsrates Schleswig-Holstein. "In Glinde wurden die Menschen schnell, unkompliziert und bedingungslos aufgenommen", lobte Martin Link vom Flüchtlingsrat.

Er appellierte jedoch gleichzeitig eindringlich an die Verantwortlichen, die wieder zurückgekehrten afrikanischen Flüchtlinge auch jetzt nicht fallen zu lassen, wenn sie wieder zurückkehren. "Es geht um Menschen, die seit vielen Jahren unterwegs sind, die alle Sicherheit ihres Lebens verloren haben, die nicht wissen, wann Ruhe einkehrt und wie sie sich eine Perspektive aufbauen können." Dadurch seien viele stark verunsichert. "Es kommt jetzt auf uns an, dass wir beständig bleiben und helfen, dass sie einen dauerhaften Aufenthalt bekommen."

Verlängerten zurückgekehrte Flüchtlinge Papiere in Italien?

Die Laudatorin Fanny Dethloff, Flüchtlingsbeauftragte der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland, erklärte, dass sie es auch in Hamburg immer wieder erlebe, dass Flüchtlinge zeitweilig verschwinden, aber nach kurzer Zeit wieder zurückkehren. "Manche von ihnen versuchen, ihre Papiere in Italien zu verlängern, um ihren Aufenthalt hier zu sichern." Sie hofft, dass es mithilfe des Bürgerwillens auch ein Umdenken auf politischer Ebene geben wird.

Bürgermeister Rainhard Zug lobte die Entscheidung, die Glinder Islamische Gemeinde und Bürgerinitiative gegen Rechts auszuzeichnen. "Das ist eine gute Wahl und Motivation, sich in der Flüchtlingsarbeit zu engagieren.

Ihnen gilt mein Respekt, das ist etwas, was hauptamtlich nicht zu leisten ist." Zug unterstrich dabei, dass die Entscheidung zur Flüchtlingssituation nicht vor Ort getroffen werden könne. "Wir haben von der Gesetzgebung her keine Entscheidungskompetenz. Über Aufenthalte können nur die Ausländerbehörde Stormarn und das Innenministerium entscheiden."

Auch zur Frage, wie nun mit den drei zurückgekehrten Flüchtlingen verfahren wird, könne er noch keine Auskunft geben. "Wir werden uns jetzt mit dem Kreis Stormarn in Verbindung setzen, wie wir weiter verfahren sollen", so Zug. Die Stadtverwaltung hatte die verschwundenen Flüchtlinge, die in Glinde gemeldet und in der Unterkunft Togohof unterbracht worden waren, offiziell abgemeldet. Auch ihre Anträge auf humanitäres Bleiberecht waren damit auf Eis gelegt worden.

Ob diese nun weiter bearbeitet werden, darüber konnte Anja Kühl, Fachbereichsleiterin in Bad Oldesloe, gestern noch keine Auskunft erteilen. Sie erfuhr gestern erst auf Anfrage der Bergedorfer Zeitung, dass einige der Flüchtlinge wieder zurück nach Glinde gekehrt sind.