Untergetaucht trotz Solidarität

Acht der elf Lampedusa-Flüchtlinge in Glinde sind aus dem Togohof verschwunden. Wie berichtet, hatte die Islamische Gemeinde Reinbek-Glinde die elf Afrikaner von Mai bis November aufgenommen, weil sie in Hamburg auf der Straße lebten. Seit November lebten sie im Togohof, der städtischen Obdachlosenunterkunft.

"Die acht Afrikaner sind untergetaucht", bestätigt Anja Kühl, Leiterin des Stormarner Ordnungsamtes in Bad Oldesloe. "Nur drei sind im Glinder Rathaus erschienen, um sich die Asylbewerber-Leistung auszahlen zu lassen." Einige seien nach ihren Informationen in Hamburg untergetaucht, andere sogar unterwegs zurück nach Italien. "Deshalb sind sie am 1. Dezember offiziell in Glinde abgemeldet worden, und ihre Unterkünfte werden anderweitig vergeben."

Kühl sagt: "Die Anträge auf humanitäres Bleiberecht bearbeiten wir nicht weiter. Dabei wäre ihnen, wenn sie hier geblieben wären, überhaupt nichts passiert. Sogar Innenminister Andreas Breitner hat sich für sie eingesetzt." Für die drei Flüchtlinge, die noch im Togohof wohnen, würden die Anträge weiterlaufen. Damit könnten die Stormarner Behörden nichts mehr für die Verschwundenen tun.

Martin Link, Geschäftsführer des Flüchtlingsrates Schleswig-Holstein, sieht das anders: "Wir bleiben - auch mit unserem Anwalt - weiter an den Anträgen auf humanitäres Bleiberecht dran. Dass Flüchtlinge immer unterwegs sind, ist nichts Neues. Das ist jetzt kein Schlusspunkt unserer Bemühungen." Nach der Odyssee durch verschiedenste Krisensituationen, die viele der Afrikaner hinter sich haben, sei er nicht überrascht, dass die Flüchtlinge durch falsche Informationen verunsichert gewesen seien. "Sie haben in Schleswig-Holstein aber nichts zu befürchten", sagt Link.

Verena Tunn, bekannt als "Mama Afrika", die sich ehrenamtlich um die Glinder Flüchtlinge kümmert, sagt, sie wisse nicht, wohin die acht Afrikaner gegangen seien. "Sie waren sehr unsicher und haben es nicht ausgehalten, in der Warteschleife zu hängen. Wir haben uns sehr bemüht, ihnen alles zu erklären. Aber für sie war es - trotz Dolmetscher - zu schwer, die bürokratischen Unterschiede zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein zu verstehen."

* Unabhängig davon will der Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein die Islamische Gemeinde Reinbek-Glinde und die Bürgerinitiative Glinde gegen rechts am Dienstag, 10. Dezember, für ihr Engagement mit dem Preis "Leuchtturm des Nordens 2013" auszeichnen. Link betont: "Wir zeichnen nicht eine Gruppe von Flüchtlingen aus. Uns geht es vielmehr darum, dass es in Glinde eine optimale Vernetzung sehr heterogener Gruppen gibt, die die Flüchtlinge gemeinsam aufgenommen haben. Uns geht es um die Solidarität, die die Stadt ihnen entgegengebracht hat. Beide Preisträger sind stolz und freuen sich auf die Verleihung um 10.30 Uhr im Rathaus, Markt 2.