Bahnübergang Heidhorst: Hat der Fahrer das rote Haltesignal übersehen?

Die Kupplung der roten Lok hat sich tief in den Innenraum des blauen VW Polo gefressen. Glassplitter liegen auf den Sitzen. Die Beifahrerseite ist völlig zerstört. Der Zug hat den Kleinwagen etwa 70 Meter weit über die Schienen geschoben. Gestern Morgen gegen 9.30 Uhr ist ein 31-jähriger Oststeinbeker mit seinem VW Polo an dem unbeschrankten Bahnübergang zwischen Havighorst und Boberg mit einem Güterzug kollidiert.

Der Mann, der aus Richtung Oststeinbek auf der Straße Heidhorst fuhr, hat vermutlich das rote Haltesignal des Bahnübergangs übersehen. Der 31-Jährige wurde mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus Boberg eingeliefert. Der 34 Jahre alte Lokführer und sein technischer Begleiter (26) der DB Schenker erlitten einen Schock.

Einer der ersten am Unfallort ist der Havighorster Lars Ebner. "Ich habe gehört, wie der Zug mehrmals gehupt hat, dann hat es plötzlich geknallt", sagt der 47 Jahre alte, freiwillige Feuerwehrmann, der kurz darauf zur Bahnstrecke eilt. Passanten haben den Mann bereits vorsichtig aus dem Auto gezogen. Er ist bewusstlos, nicht ansprechbar, atmet nur schwach. Ebner hilft, den jungen Mann wiederzubeleben. "Sein Puls wurde immer schwächer und schwächer. Ich hoffe, er schafft es. Es war großes Glück, dass niemand auf dem Beifahrersitz gesessen hat. Die Kupplung der Lok endete erst kurz vor dem Fahrersitz."

Wie es zu dem Unfall kommen konnte, ermittelt derzeit noch der Verkehrsunfalldienst Süd der Polizei Hamburg. Zeugen sagten aus, dass die Scheiben des VW Polo stark vereist waren. Zudem war es am Morgen nebelig, auch stand die Sonne tief. Möglicherweise hat das die Sicht so stark eingeschränkt, dass der 31-Jährige das rote Signal der Ampel übersehen hatte.

Kurze Zeit, nachdem der Mann mit einem Rettungswagen ins Krankenhaus Boberg gefahren wurde, ist auch Jens Lessau am Unfallort. Der Geschäftsführer der Braaker Mühle und des Golf Gut Glinde ist seit 2010 auch Eigentümer der etwa 7,5 Kilometer langen ehemaligen Bahnstrecke der Eisenbahngesellschaft Altona-Kaltenkirchen-Neumünster (AKN). "Wenn etwas passiert, werde ich sofort benachrichtigt", erklärt er. Wie es zu dem Unfall kommen konnte, kann er sich nicht erklären. "Die Lichtanlage hat einwandfrei funktioniert, sie hat rotes Licht angezeigt, und es gibt derzeit keine Erkenntnisse, dass die Bahn zu schnell gefahren ist", unterstreicht der Glinder.

Die Strecke, auf der täglich regelmäßig ein Güterzug verkehrt, darf mit maximal 40 Kilometern pro Stunde befahren werden. Der Güterzug der DB Schenker hatte auf mehreren Wagons alte Bohlen und Schienen aus dem Bahnbau geladen, die bei der Glinder Recycling-Firma Koops verarbeitet werden sollen. Auf der Strecke befinden sich laut Lessau elf öffentliche Bahnübergänge. Der Heidhorster Bahnübergang ist der einzige, der mit einer Ampel ausgestattet ist. Die Anlage am Bahnübergang Heidhorst werde regelmäßig gewartet. Lessau: "Die letzte Wartung ist keine 14 Tage her." Der Bahnübergang, der für mehrere Stunden gesperrt war, wurde am Nachmittag wieder frei gegeben.