Jubiläum: Bäckerei Meyns - ein Familienbetrieb mit 370 Jahren Geschichte

Wir schreiben das Jahr 1643: Der spätere Sonnenkönig Ludwig XIV erbt im Alter von vier Jahren den Thron Frankreichs, zugleich streiten sich europäische Großmächte im Dreißigjährigen Krieg um die Vorherrschaft, der niederländische Seefahrer Abel Tasman entdeckt die Fidschi-Inseln und in Vierlanden gründet der gelernte Bäcker Joachim Gülzow eine Grützmühle und Grobbäckerei. Heute kann Manfred Meyns in der 13. Generation ein Jubiläum feiern, das wohl kaum ein anderer Familienbetrieb vorweisen kann. Denn nach 370 Jahren besteht die von Gülzow gegründete Bäckerei immer noch, allerdings unter dem Namen "Bäckerei Meyns" mit Sitz an der Humboldtstraße 11 in Glinde.

Auf 700 Quadratmetern werden hier täglich tausende Brötchen, Brote, Plätzchen, Kuchen und Torten gebacken. Meyns beliefert neben den eigenen fünf Filialen in Lohbrügge, Trittau, Oststeinbek und Billstedt auch Hotels. Dass der Traditionsbetrieb heute besser aufgestellt ist als je zuvor, schreibt Meyns dem Fleiß und Willen seiner Ahnen zu. "Es wurden oft die richtigen Entscheidungen getroffen und Investitionen getätigt", sagt der 52-Jährige stolz.

Denn Gülzow hat damals klein angefangen: mit einer einfachen Bäckerei, in der die Nachbarn ihren eigenen Teig zum Backen vorbeibrachten. Nach einer Reihe von Erbfolgen heiratete der Bäcker Hein Meyns in die Familie und führte den Betrieb fortan weiter. Immer wieder musste sich das Unternehmen den großen Hindernissen der Zeit stellen. So überstand die Bäckerei den Ersten Weltkrieg und das damit verbundene "Nacht- und Sonntagsbackverbot". Auch die düstere Zeit des NS-Regimes konnte dem Fortbestand des Betriebs nur vergleichsweise wenig anhaben. "Natürlich war es schwierig, denn aufgrund der Versorgungsknappheit gab es kaum noch Weizenmehl. Das musste zeitweise durch Maismehl ersetzt werden", sagt Meyns. Nach dem überstandenen Zweiten Weltkrieg kam der Startschuss für den Fortschritt: So wichen etwa die alten, mit Holz und Torf betriebenen Öfen modernen Modellen, die dauerhaft beheizt werden konnten. Ein Umzug in das damals neue Einkaufszentrum am Binnenfeldredder 1964 brachte den Betrieb wirtschaftlich voran, bis die Backstube 1988 in das Glinder Gewerbegebiet verlegt wurde.

Auch heute kämpft Meyns mit dem Wandel der Zeit: "Tankstellen, Supermärkte und jeder Kiosk bieten heute Brötchen an. Von dieser Konkurrenz muss man sich abheben." So setzt der Familienbetrieb nach wie vor auf echten Sauerteig und arbeitet ohne Konservierungsstoffe. Und um eines braucht Meyns sich gewiss keine Sorgen zu machen: Tochter Sabrina, die kürzlich Mutter geworden ist, folgt der Tradition und führt den Betrieb schon bald gemeinsam mit ihrem Mann weiter. Auch der ist natürlich gelernter Bäcker.