Lagergebühr für Sitzgelegenheit

Jeder schaut gern mal beim Treffpunkt des Wochenmarktes vorbei, der sich aus der inoffiziellen Sprechstunde des SoVD von Helmut Bahl (79) entwickelt hat: ehemalige Stadtvertreter aller Fraktionen, Mitglieder des Stadtmarketings, bei dem Bahl auch aktiv ist, des Heimat- und Bürgervereins, des Vereins Sozialarbeit, der Feuerwehr oder einfach neugierige Bürger. Jeder weiß, dass hier am Mittwoch oder Sonnabend ab 11 Uhr zwischen Gemüsestand und Imbiss immer ein Becher Kaffee oder ein Plausch auf eine Zigarettenlänge drin ist. Doch jetzt soll Gemüsehändler Jürgen Borowski, der den Glindern immer einen Stapel Paletten hinstellt, auf den sie sich setzen oder auf dem sie den Kaffee abstellen können, dafür 126 Euro Lagergebühren pro Jahr zahlen.

Die Glinder, die sich dort treffen, fühlen sich schikaniert. "Das ist doch ein Affront gegen alle, die sich in Glinde engagieren", sagt Peter Busch, Sprecher des Stadtmarketings und Ex-Bürgermeister. "Wir fühlen uns vor den Kopf gestoßen." Zumal Borowski die Gebühren mit den Worten angekündigt wurden, er könne sich ja überlegen, ob er den Politikern den Kaffee bezahlen wolle. "Wir haben hier nie Politik gemacht," betont Bahl. "Höchstens Sozialpolitik. Ich habe früher auf dem Markt viele Ältere beraten oder auch Eintrittserklärungen für den SoVD entgegengenommen." Nach dem Umbau des Platzes aber seien die Sitzbänke blockiert gewesen. Borowski sei so nett gewesen, eine Sitzgelegenheit bereitzustellen. "Nicht alle Glinder sind noch gut zu Fuß und sie müssen sich mal ausruhen." Ex-Stadtvertreter Heiko Reimer sagt: "Wir haben den Eindruck, man will uns verscheuchen."

Ordnungsamtsleiter Bernd Mahns stellt klar: "Dass die Menschen sich auf dem Wochenmarkt treffen, sehen wir positiv. Bei den Gebühren geht es allein um die Gerechtigkeit unter den Händlern." Borowski quittiert die Angelegenheit mit einem Kopfschütteln: "Eigentlich wollen wir den Markt doch nur für alle attraktiver machen."