Älterwerden: Nahverkehr, Weiterbildung und Wohnen sind Kernthemen

Im Gutshaus reichten die Stühle nicht aus. "Wir haben mit rund 80 Teilnehmern gerechnet. Gekommen sind 130", sagt Silke Löbbers, Leiterin des Gemeinschaftszentrums der Sönke-Nissen-Park Stiftung. Sie habe einige Interessierte wieder nach Haus schicken müssen.

Das allein schon zeigt, wie sehr das Thema einigen Glindern auf den Nägeln brennt: "Mitten im Leben - alt werden nur die anderen" war die Veranstaltung des "Runden Tisches Senioren" überschrieben. Gemeinsam sollte diskutiert werden, wie das Älterwerden in der 16 200-Einwohner-Stadt bereichert werden kann.

Und Referent Joachim Laußat aus dem Vorstand der Wichern-Gemeinschaft belegte mit Zahlen, warum solche Diskussionen immer dringlicher werden: Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung wird der Altersquotient, der das Verhältnis der Zahl älterer Menschen zu jenen im erwerbsfähigen Alter beschreibt, 2050 in Reinbek bei 44, in Wentorf bei 42 und in Glinde immerhin noch bei 36 liegen.

"Die Bedürfnisse der Senioren ändern sich ständig", sagte Joachim Laußat, "ungefähr so schnell, wie sich unsere Gesellschaft auch ändert." Deshalb müsse man immer wieder nachfragen, um ihnen gerecht zu werden.

Drei Themen kristallisierten sich an den elf Diskussionstischen heraus: die öffentliche Verkehrsanbindung Glindes, Bildungsangebote speziell für Senioren und kostengünstige Wohnmöglichkeiten mit netter Nachbarschaft. "Ich bin jetzt 80 Jahre alt und fahre immer noch Auto", sagte etwa Jutta Engel. "Wenn ich das nicht mehr kann, sieht es trübe aus. Ich glaube nicht, dass ich auf den Bus warten will, der nur einmal in der Stunde nach Bergedorf fährt."

Rita Thomsen (65) vermisste speziell an der VHS Sprachkurse für Senioren. "Wir können nicht mehr so fix lernen wie die jungen Leute, die auch schon fitter in den Fremdsprachen sind und meist ihre Kenntnisse nur auffrischen wollen", sagte sie. Jonni und Kriemhild Kammann (beide 75) hingegen hofften, Mitspieler für ihre Kartenrunde zu finden. Beide leben im Seniorenwohnheim an der Avenue St. Sebastien und wünschen sich Kontakte auch zu Menschen, die dort nicht wohnen.

"Eine Nachbarschaft, die sich gegenseitig unterstützt, bezahlbare Mieten und barrierefreie Wohnungen - das gehört für viele Senioren zur Lebensqualität im Alter", erklärte Silke Löbbers. Erfreulich sei, dass die meisten aber grundsätzlich sehr zufrieden mit dem Leben in Glinde seien. Das konnte auch Gisela Eggert (69) bestätigen: "Ich bin im August 2012 extra nach Glinde gezogen, weil ich hier alles zu Fuß erreichen kann", sagte sie, "auch mein Fitnessstudio. Jetzt suche ich nur noch einen Tanztreff und die Möglichkeit, mich regelmäßig zu engagieren."

Die Ergebnisse der Diskussionen werden in den Organisationen des Runden Tisches weiter verfolgt. Mit im Boot sitzt dort auch der Seniorenbeirat mit seiner Vorsitzenden Ingeborg Harringer.

Wer am Wochenende abgewiesen wurde, kann am 25. Januar noch einmal ins Guthaus kommen. Dort wird, vermutlich auch ab 15 Uhr, die Veranstaltung wiederholt.