Klaus D. Jung: Der Oststeinbeker dirigiert und lehrt in Peking, Wien und Salzburg

Er ist in der ganzen Welt zu Hause, doch seit eineinhalb Jahren hat er in Oststeinbek seinen festen Wohnsitz. Gerade ist Klaus D. Jung von einer Reise aus China zurückgekehrt. Wobei Reise eigentlich das falsche Wort ist, denn für Jung war es Arbeit. Klaus D. Jung ist Dirigent und Gesangscoach für Sänger. Viereinhalb Wochen trainierte er Sänger an Universitäten, Musikhochschulen, Chören und Orchestern in zehn chinesischen Großstädten wie Peking, Nanjing und Qingdao. In Oststeinbek genießt er nun die Ruhe von den Millionenstädten. Sein kleines Zimmer bei Familie Brüggemann nennt er sein Basislager. Seinen Rückzugspunkt, wo er Erholung tankt. Wo er von seinem Schreibtisch aus ins Grüne schaut, ehe er nach wenigen Tagen oder Wochen wieder die Koffer packt, um nach Österreich, China oder Amerika zu reisen.

Doch bis es im Januar wieder so weit ist, will er Oststeinbek einen Einblick in seine Welt geben. Am Freitag, 15. November, verwandelt er bereits zum zweiten Mal den kleinen Bürgersaal im Kratzmannschen Hof (Möllner Landstr. 22) in ein Opernhaus. Sechs Sänger des Bayreuther Opernstudios stehen dann unter seiner Leitung auf der Bühne. Auf dem Programm des italienischen Opernabends unter dem Titel "La Passione dell'Opera": Arien, Duette und Szenen aus Rossinis "Il barbiere di Seviglia", Verdis "Don Carlo", "La Traviata" und "Un ballo in maschera" sowie Puccinis "Madame Butterfly" und "La Bohème".

Seit Januar arbeitet er mit den Sopranistinnen Ramona Friedrich, Evi Haberberger und Monika Sack, Susanne Ohem-Henninger (Mezzosopran), Karl Schineis (Tenor) und Michael Wolfrum (Bariton) zusammen. Konzerte gab es bereits in Bayreuth, Leipzig und Rothenburg ob der Tauber - und jetzt auch in Oststeinbek. "Ich werde zu jeder Oper etwas erzählen, damit sich die Leute in die Situation hineindenken können - ein Querschnitt durch die Stücke", kündigt er an. Und verspricht: "Es wird bewegend."

Und Jung versteht etwas davon, wie Musik Menschen bewegen kann. Als Gesangscoach versucht er, genau das bei seinen Sängern herauszukitzeln. "Ich zeige den Sängern, wie sie mit der Musik umgehen. Noten als schwarze Punkte auf Papier sind noch keine Musik. Ich arbeite mit den Sängern daran zu erkennen, was der Komponist mit seiner Musik gemeint hat, welche Empfindungen er hatte", erklärt der 54-Jährige, dem mit seinem Geburtsort Weimar die Kultur und speziell die Musik quasi in die Wiege gelegt wurde.

Mit sechs Jahren lernte er in seiner "musikbegeisterten Familie", wie er selbst sagt, Klavierspielen. Aber mit 16 Jahren stand für ihn fest: "Ich möchte Dirigent werden." Und so kam es. Nach seinem Studium an der Hochschule für Musik "Franz Liszt" in Weimar und "Hanns Eisler" in Berlin ist er seit 1984 als Dirigent hauptsächlich in Deutschland und Österreich tätig. In seinem Lebenslauf stehen namhafte Häuser wie die Wiener Staatsoper. Er dirigierte bei den Operettenfestspielen in Bad Ischl und Bad Hall, das Wuhan Symphonie Orchestra, die Wiener Sängerknaben, hatte Engagements bei den Salzburger Osterfestspielen, den Wiener Festwochen. Von 2004 bis 2008 war er Musikalischer Leiter der Hamburger Kammeroper. Bei den festen Engagements aber fehlten ihm immer die Abwechslung und die Freiheit, stets das zu tun, woran er gerade Freude hat. Und das sei am besten mit der Freiberuflichkeit vereinbar. Heute unterrichtet er mal junge Sänger an der University of Memphis und North-Carolina, mal am Hamburger Konservatorium, mal an der Jining University in Qufu. "Aber es ist auch schön, mal ein Publikum in Oststeinbek zu erfreuen, das gern zuhört, Musik genießt. Das geht im großen Haus oder in einem kleinen, wie im Kratzmannschen Hof."

Beginn ist um 19 Uhr. Restkarten für je 23 Euro an der Abendkasse.