Soltausredder: Mann sticht Bekannten (38) nieder - Opfer stirbt in Hauseinfahrt

Angsterfüllte Schreie hallen durch die sonst totenstille Wohngegend. Eine Gruppe Männer streitet sich lauthals, plötzlich kommt es zu einer wilden Schlägerei, bei der ein Mann am Oberkörper verletzt wird. Er kann sich stark blutend nur schwer den Gehweg entlangschleppen, flüchtet 300 Meter weiter in die nächste Straße und bricht im Kellerzugang eines Wohnhauses zusammen. Dort erliegt er seinen Verletzungen.

Diese erschreckende Szene ist es, die Anwohner des Soltausredder in Barsbüttel - geweckt durch die Hilferufe des Opfers - in der Nacht zu gestern mitbekommen haben. Sie finden den Mann in ihrer Hauseinfahrt und alarmieren Polizei und Notarzt, doch die können gegen ein Uhr nur noch den Tod des Verletzten feststellen. Jetzt ermittelt die Mordkommission der Bezirkskriminalinspektion Lübeck.

Das Opfer sei laut Polizei ein erst 38 Jahre alter, gebürtiger Russe mit Wohnsitz in Geesthacht. Dringend tatverdächtig sei nun ein 33-Jähriger aus Barsbüttel, ebenfalls gebürtiger Russe. Noch in der Nacht habe man zwei Verdächtige festnehmen können. Zwei weitere Männer, darunter auch der mutmaßliche Täter, stellen sich wenig später den Polizeibeamten. "Nach bisherigem Ermittlungsstand traf sich das Opfer mit einigen Bekannten. Dabei soll es bereits zu Streitigkeiten unter den Männern gekommen sein", berichtet Stefan Muhtz, Pressesprecher der Polizeidirektion Lübeck. "Später kam es im Solkowskyweg erneut zu einem Streit, in dessen Verlauf der mutmaßliche Tatverdächtige mehrfach auf das Opfer einstach."

Noch am Morgen nach der Tat seien auf dem Gehweg am Soltausredder Blutspuren zu erkennen gewesen, berichtet ein Anwohner, der namentlich nicht genannt werden möchte. "Wie furchtbar! Wenn man sich vorstellt, dass so etwas direkt vor der eigenen Haustür passiert", sagt eine Nachbarin, die noch in der Nacht durch das Großaufgebot an Polizei- und Feuerwehreinsatzwagen geweckt wurde. Es komme öfter vor, dass Jugendliche, die spät abends auf dem Weg zum Sportplatz sind, grölend durch die Straße laufen - "aber mit einem so etwas rechnet man in dieser Gegend nicht", sagt sie ängstlich. Denn eigentlich ist der Soltausredder äußerst beschaulich: Nur wenige Meter vom Tatort entfernt befinden sich gepflegte Einfamilienhäuser, Grundschule, Hallenbad, Sportzentrum und Bürgerhaus.

Überschattet wird dieses Idyll nun von einem grausamen Verbrechen. Ob der mutmaßliche Täter bereits vorbestraft ist, was für ein Tatmotiv man dem 33-Jährigen zuschreibt und welchen Hintergrund das mysteriöse Treffen der fünf russisch-stämmigen Männer mitten in der Nacht hatte - dazu wollten Polizei und Staatsanwalt bislang noch keine Informationen Preis geben.

"Das Verhören der vier Beteiligten dauert noch an", erklärt der Lübecker Oberstaatsanwalt Günter Möller. Der Tatverdächtige sollte noch gestern Abend dem Haftrichter vorgeführt werden. Das Ergebnis der in der Nacht erfolgten Obduktion soll heute bekannt gegeben werden.