Jugendtreff oder Mensa: Was soll aus der alten Gaststätte “Jever Deel“ am Schulzentrum werden?

"Hier gibt es einfach nichts!" Dem Seufzer von Roman (15) können Simon (14) und Baku (14) nur zustimmen. Für Jugendliche, so die Jungs, herrsche in Glinde "tote Hose." Die drei Freunde sind zum Markt geradelt. Auf Kumpels treffen sie dort immer: Vor einem der Läden, in der Bäckerei, auf den Sitzbänken oder in der Dönerbude. "Oder wir laden uns gegenseitig nach Hause ein", sagt Baku. Denn es existiere in Glinde kein Ort zum "Chillen" oder "Abhängen". Ein Treffpunkt für Jugendliche in Glinde: Fehlanzeige.

Das könnte sich bald ändern - vorausgesetzt, die Stadtvertreter treffen am kommenden Donnerstag in ihrer öffentlichen Sitzung eine Entscheidung. Seit über einem Jahr diskutieren sie darüber, die ehemalige Gaststätte "Jever Deel" am Schulzentrum Oher Weg zu einem Jugendzentrum umzubauen. Weil aber auch die Schulen am Schulzentrum Oher Weg Bedarf angemeldet haben und sich dort eine Mensa als Ersatz für ein zu klein gewordenes Schul-Restaurant wünschen, gab es bislang keine Einigung. Hinter den Kulissen erarbeiten die Fraktionen von SPD und Grünen derzeit eine Beschlussvorlage - mit dem Ziel, einen Jugendtreff in der alten Gaststätte einzurichten.

"Mit einem möglichen Jugendtreff beschäftigen wir uns genau genommen schon seit den 90er-Jahren", sagt Frank Lauterbach (SPD), Vorsitzender des Sozialausschusses, der davon ausgeht, dass die Stadtpolitik in dieser Woche zu einer Einigung kommen wird.

Er weiß aber auch, dass die Schulen nicht leer ausgehen dürfen: "Beides muss her, ein Jugendtreff und eine Mensa. Da sind sich alle Parteien einig." Doch beides unter einem Dach, wie es sich einige Politiker in den vergangenen Monaten vorstellten, das sei kaum möglich.

Doch was wünschen sich Glinder Jugendliche? Eine Mensa oder doch lieber einen Treffpunk für Jugendliche nach der Schule? Malte Harlapp (17) hält nicht viel von der Idee, aus der "Jever Deel" ein Jugendzentrum zu machen. "Wir brauchen unbedingt Platz für eine Mensa", sagt der Schüler der Sönke-Nissen-Gemeinschaftsschule. "Ein Treffpunkt für Jugendliche muss ebenso her. Aber ich denke, es ist besser, ihn näher an den Marktplatz zu legen."

Anders sieht das Deniz Razi (19): "Ich habe zwei jüngere Cousinen, die auch im Schulzentrum zur Schule gehen. Denen würde es bestimmt gut gefallen, in der Nähe einen Anlaufpunkt zu haben, wo sie sich mal ausruhen können", sagt sie.

Hakan Tiske (19) und Tim Peckman (21) zieht es in ihrer Freizeit eher nach Hamburg: Die Alster, Sisha-Bars, Shopping-Läden und die Auswahl an Burger-Restaurants machten die Metropole auch viel interessanter. Denn: "Gute Angebote gibt es in Glinde doch nur für die ganz Kleinen." Das Spielmobil der Stadtjugendpflege auf dem Marktplatz und die Kursangebote des Offenen Treffs 'Spinosa' seien Beispiele.

Johanna (12) und Alina (13) sind Outdoor-Fans und wünschen sich eher Sportgeräte am Mühlenteich. "Das macht es noch schwieriger", sagt Frank Lauterbach. "Die Jugendlichen sind keine homogene Masse. Und die Stadt hat auch nur begrenzte finanzielle Kapazitäten."

Lauterbach würde es daher begrüßen, wenn Privatinvestoren an der Unterhaltung von Jugendlichen Interesse zeigten. Denn das Problem Glindes, für die Zwölf bis 20-Jährigen kein attraktives Freizeitangebot zu haben, könne sich in den kommenden Jahren verschärfen. Lauterbach: "Glinde ist eine wachsende Stadt. Es sind viele junge Familien hergezogen. Wir merken das schon jetzt in den Kitas. Und es dauert nicht mehr lange, bis aus diesen Kindern Jugendliche geworden sind."

Die Sitzung der Stadtvertretung beginnt am Donnerstag um 20 Uhr im Festsaal des Bürgerhauses (Markt 2).