Bürgerinitiative: Nager lassen Bewohner der Obdachlosenunterkunft nicht mehr schlafen

Gut einen Monat, nachdem der Glinder Jurist Jürgen Neff auf die "skandalösen und unhygienischen Zustände" in der Obdachlosenunterkunft Togohof während der Stadtvertretung aufmerksam gemacht hat (wir berichteten), gehen die Verschönerungsarbeiten dort nur schleppend voran. Eigentlich sollten die elf Lampedusa-Flüchtlinge, die im Juni von der Moschee aufgenommen wurden und dort teilweise noch immer im Keller leben, längst dort untergebracht sein. Doch noch immer sind die Malerarbeiten nicht beendet. Und nach Ansicht der Bürgerinitiative Glinde gegen Rechts wurde damit auch nichts grundlegend verbessert. Sie kritisiert jetzt auch in einem Offenen Brief den - trotz einer Grundreinigung - "verwahrlosten und menschenunwürdigen Zustand" der Obdachlosenunterkunft und fordert nun eine sofortige Verbesserung für die Bewohner des Togohofs.

Nachdem sie in der vergangenen Woche einen Brandbrief an Bürgermeister Rainhard Zug schrieb, und darum bat, den Togohof in "baurechtlicher, ordnungsrechtlicher und gesundheitspolizeilicher Sicht" untersuchen zu lassen, hat die BI nun den Offenen Brief auch an Landrat Klaus Plöger geschrieben. "Wir haben mehrfach auf die Probleme aufmerksam gemacht. Doch auch nach dem Brief und Anrufen im Rathaus ist man nicht auf uns zugekommen. Der Bürgermeister war für uns nicht zu sprechen", sagt Jürgen Neff.

Deshalb sollen nun die Kommunalaufsicht und das Gesundheitsamt prüfen, ob das Haus als "menschenwürdige Unterbringung" für Obdachlose überhaupt geeignet ist. Neff: "Mehrere Bewohner haben mir berichtet, dass Ratten und Mäuse dort regelmäßig ungebetene Gäste sind. Es gibt Löcher im Boden, durch die sie nachts hindurchschlüpfen." Er sieht für die Bewohner gesundheitliche Gefahren. Auch könne von den Flüchtlingen nicht erwartet werden, dass sie in eine solche Unterkunft ziehen.

Bürgermeister Rainhard Zug, der bereits eine Unterredung mit dem Landrat hatte, reagierte mit Unverständnis auf die Kritik. "Wir haben die Unterkunft grundreinigen lassen. Es bestehen dort definitiv keine gesundheitsgefährdenden Probleme. Es gibt weder eine Mäuse- noch eine Rattenplage, das haben wir prüfen lassen", unterstreicht Zug. "Die Behauptungen sind einfach unzutreffend." Er halte es jedoch für möglich, dass Mäuse oder Ratten durch die Haustür kämen, weil die Bewohner oft vergessen würden, sie nachts zu schließen und die Glinder Au nahe sei.

Beim Besuch unserer Zeitung im Togohof bestätigte ein Bewohner, dass die Tiere nachts aus Löchern im Boden kommen. "Ich habe in den vergangenen Jahren mehr als 200 Mäuse mit Mausefallen gefangen. Nachts gehe ich nie in die Küche, weil dann die Ratten kommen - an offenen Türen liegt das nicht", sagt der Mann, der seit mehr als neun Jahren im Togohof lebt, aber seinen Namen nicht nennen möchte. Auch gestern fand er eine Ratte neben der Küchenzeile. "Dass dort die Ratten auf den Tischen tanzen, interessiert die Stadt scheinbar gar nicht - unhaltbare Zustände", schimpft Jürgen Neff.

Laut Zug seien die Reaktionen der BI überzogen. "Hausmeister, Ordnungsamt und Sozialamt sind immer wieder im Togohof. Dass sich niemand um die Menschen kümmert, stimmt nicht. Das Problem ist nur, dass die Menschen dort keine Hilfe annehmen." Mehrfach sei die Einrichtung gereinigt und saniert worden, doch nach wenigen Wochen wieder von den Bewohnern in den gleichen Zustand wie zuvor versetzt worden. Nach einem politischen Beschluss der Glinder Stadtvertreter werde ab 2014 daher ein Betreuer der Südstormarner Vereinigung für Sozialarbeit eine Stunde in der Woche in der Einrichtung nach dem Rechten schauen. Der BI geht das nicht weit genug. Sie fordern ein tragfähiges und nachhaltiges Konzept mit psychosozialer Betreuung.

Plöger erklärte gegenüber unserer Zeitung, dass er Vertretern der BI ein Gespräch mit ihm und Bürgermeister Zug zugesagt habe, würde es nicht zu einer Lösung kommen. "In erster Linie aber liegt das in der Zuständigkeit der Stadt Glinde. Ich bin überzeugt, dass Bürgermeister Rainhard Zug die Belange ernst nimmt." Niels Brock, Sprecher der BI sagt: "Für uns ist das Gebäude ein Sanierungsfall. Wir sind maßlos enttäuscht von der Stadt."