Jubiläum: Verein erlebte Höhe und Tiefen - Doch heute zählt er wieder 123 Mitglieder

Mit einer plattdeutschen Dichterlesung hat alles angefangen: Es war am 30. September 1988, als der Radiosprecher und Dichter Hermann Bärthel ins Oststeinbeker Rathaus kam und das Publikum begeisterte. Organisiert hatte die Lesung der Oststeinbeker Kulturring, der 25 Jahre nach dieser ersten Veranstaltung am kommenden Freitag zum 250. Mal einlädt - mittlerweile jedoch in den Kratzmannschen Hof. Das Jubiläumskonzert mit Kammersängerin Elena Filipova und dem Tenor Shivko Shelev ist bereits ausverkauft.

Doch zurück zu den Anfängen: "Die Idee hatte der damalige Bürgervorsteher Helmut Landt", erinnert sich Manfred Kuchta. Er hatte die Vorstände verschiedener, bereits bestehender Vereine in Oststeinbek dazu aufgerufen, sich zu treffen. Dabei sollte besprochen werden, wie man gemeinsam die Kultur vor Ort fördern könnte.

Und so kam es auch: und zwar am 14. April 1988. Nach nur zwei Sitzungen kamen die beteiligten Vereine zu dem Entschluss, den Oststeinbeker Kulturring zu gründen, der zunächst nur 23 Mitglieder hatte. Einer von ihnen war Kuchta. Der heute 68-Jährige war von 1993 bis 2013 Vorsitzender.

Mit der Zeit wuchs die Mitgliederzahl, und die verschiedenen Interessen seiner Mitglieder zeigten sich auch bei den Lesungen und Vorträgen. Alle durften ihre Interessen und Hobbys vorstellen, darüber referieren und mit den anderen Anwesenden diskutieren. So konnte sich jeder einbringen. "Ich habe seit der Schulzeit ein Faible fürs Theater, habe sogar teilweise die Ferien im Theater verbracht", sagt Kuchta. Damit waren dann auch Theaterabende in Oststeinbek garantiert.

Der Kulturring wuchs stetig, eine Volkstanzgruppe wurde gegründet und ein Bridge-Kreis. Schon bald gab es im Durchschnitt zehn größere Veranstaltungen pro Jahr.

Ab 1990 ging es dann auch mal aus Oststeinbek raus, zunächst mit dem Fahrrad. Die Radtouren in die nähere Umgebung waren ebenso beliebt wie die Wanderungen, die ab 1993 ins Programm aufgenommen wurden.

In 2001 fingen dann die Kulturreisen an, die es den Oststeinbekern ermöglichten, Deutschland und sogar Europa mit gleichgesinnten Kulturliebhabern zu erkunden. "Ich habe schon 24 Reisen mitgemacht, darunter nach Portugal, Rumänien, Frankreich, Belgien, Ungarn und Österreich", sagt Jürgen Finger (65), seit diesem Jahr Vorsitzender des Vereins. Er brachte die Leidenschaft für die Musik in den Kulturring, insbesondere für Chorgesang.

Doch es kamen nicht nur immer neue Leute hinzu, einige Mitglieder starben, zogen weg, oder hatten inzwischen andere Interessen.

2004 kam es zur Krise. "Ich war drauf und dran, hinzuschmeißen", gibt Kuchta offen zu. Der Kulturring hatte massive Probleme, Unterstützer zu finden, die bei der Organisation halfen und bei all den kleinen Aufgaben, die regelmäßig anfielen. "Überalterung war ein Problem, hinzu kommt, dass es für viele Menschen durch die Arbeitszeiten heutzutage schwierig ist, da wir ja auch alle ehrenamtlich arbeiten", sagt Kuchta.

Er startete einen Aufruf, dem etwa 60 Bürger folgten. Heute hat der Kulturring 123 Mitglieder. Etwa 20 davon sind Aktive, also Menschen, die ein bis zwei Stunden im Monat aushelfen, etwa an der Kasse, der Garderobe, beim Getränkeverkauf oder bei der Künstlerbetreuung. Angst, dass der Verein bald wieder mit einem Mitgliederschwund kämpfen könnte, haben Kuchta und Finger dennoch.

Doch die trüben Gedanken wollen sie am Freitag vergessen, wenn die Mitglieder den 25. Geburtstag des Kulturrings mit einer großen Festgala feiern. "Und ab November widmen wir uns in loser Folge dem Thema ,Briefwechsel berühmter Persönlichkeiten'", kündigt Kuchta schon jetzt an.