Hans-Frankenthal-Preis Bürgerinitiative erhält Auszeichnung für Engagement gegen Rechtsextremismus

Mit warmen Worten, "Ihr macht mich so froh, Glinde", rühmt Helga Obens von der Stiftung Auschwitz Komitee die Glinder Bürgerinitiative (BI) gegen rechts. Sie lässt ihren Blick über die Mitglieder schweifen: Drei Flüchtlinge aus Afrika, Türken und Deutsche reihen sich auf der Bühne im Lichthof der Staatsbibliothek Hamburg nebeneinander. Sie alle kämpfen gemeinsam dagegen, dass sich rechtsradikales Gedankengut wieder manifestiert. Für ihren seit zwei Jahren anhaltenden Protest gegen das Geschäft an der Möllner Landstraße, in dem bei Rechtsradikalen beliebte Kleidung verkauft wird, wurde die BI nun mit dem Hans-Frankenthal-Preis der Stiftung Auschwitz Komitee geehrt.

"Nachdem dieses Geschäft am 16. September 2011 eröffnet hat, folgte eine schier unglaubliche Reihe an Protest-Aktivitäten bei Wind und Wetter - getragen haben das die engagierten Bürger von Glinde", begründet Obens die Wahl in ihrer leidenschaftlich gehaltenen Laudatio. Und verteilt großes Lob: "Wenn nur jeder Ort so aktiv und friedlich wäre wie dieser."

Verliehen wurde der mit 3000 Euro dotierte Hans-Frankenthal-Preis nun zum vierten Mal. Das Ziel: Gruppen und Initiativen zu würdigen, die Aufklärungs- und Bildungsarbeit gegen nationalsozialistische Bestrebungen leisten und das in Erinnerung halten, was nicht vergessen werden darf.

Der Bund der Antifaschistinnen Berlin der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) wurde für ihre Wanderausstellung "Neofaschismus in Deutschland" ausgezeichnet, neben der engagierten Bürgerinitiative Glinde gegen rechts. Quasi aus dem Nichts heraus formte sich nur zehn Tagen nach der damaligen Eröffnung des Geschäfts am Glinder Berg eine Bürgerbewegung, die mit beharrlichem Protest und durch Mahnwachen, Fußballturniere, Lesungen, Demonstrationen und Podiumsdiskussionen bis heute Aufmerksamkeit weit über den Kreis Stormarn hinaus erregt.

Derzeit zeigt die BI, aufgrund ihres Einsatzes für die zwölf in Glinde untergekommenen so genannten Lampedusa-Flüchtlinge, dass sie weitläufig für Toleranz und Hilfsbereitschaft wirbt. Laudatorin Obens verweist auf die Aktualität des Themas und wählt klare Worte der Kritik: "An dem Engagement, das die Glinder für die Lampedusa-Flüchtlinge aufbringen, sollte der Hamburger Senat sich ein Vorbild nehmen. Dieser verpasst nämlich gerade die Chance, ein Zeichen zu setzen."

Dass Glinde gegen rechts schon ein solches Zeichen gesetzt hat und sich dem harschen Umgang der Regierenden mit den Flüchtlingen nicht beugen wird, davon ist Obens überzeugt. "Der Preis ist eine Motivation für uns, weiter zu machen", bestätigt BI-Sprecher Niels Brock. So heißt es in der dreiseitigen Bewerbung der Bürgerinitiative für den Hans-Frankenthal-Preis denn auch: "Der Protest wird bleiben ... Auch wenn so manch eine bunte Fahne, bunte Aktion darüber hinwegtäuschen mag, hier geht es um etwas Elementares ... NS-verherrlichende Symbole - aus welchen Gründen auch immer getragen -, die mitten in unserer Gesellschaft platziert werden sollen, dürfen nicht geduldet werden."

Auch weiterhin sind die zahlreichen BI-Mitglieder somit täglich von 17 bis 19 Uhr und sonnabends von 13 bis 15 Uhr vor besagtem Geschäft am Glinder Berg mit Trillerpfeifen zwischen den Lippen anzutreffen.

Mit dem Preisgeld von 1500 Euro will sich die BI künftig in Schulen einsetzen, sagt Sprecher Brock. "Mit Workshops, zum Beispiel mit der Vorsitzenden des Auschwitz Komitees Esther Bejarano, wollen wir das Thema präsenter machen. Wir haben das Gefühl, dass dies noch zu wenig in Schulen passiert."