Ballroom Buskers lassen 200 Musikfans mitwippen

Ingrid Brünning sitzt in der vierten Reihe. Der Fuß der 74 Jahre alten Öjendorferin wippt im schnellen Takt der Swingmusik. Auf der Bühne im Kratzmannschen Hof geht die Post ab. Mit Spiel- und Tanzszenen, darunter zahlreiche Originalswingtänze wie der aus dem Charleston entstandene Lindy Hop, entführt das Ensemble der "Ballroom Buskers" das Publikum zurück in die Zeiten von Benny Goodman und Tommy Dorsey. Auf der Bühne wird gesungen, gesteppt und immer wieder werden kleine Szenen aus dem New Yorker Nachtleben der Swing-Ära nachgespielt.

Für den Besuch einer solchen Veranstaltung hätte man im Jahr 1939 glatt verhaftet werden können. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten herrschte in den deutschen Städten ein generelles "Swing-Tanz-Verbot". Mit einer Verhaftung mussten die 205 Besucher, die am vergangenen Freitag das Konzert der "Ballroom Buskers" in Oststeinbek besuchten, natürlich nicht rechnen.

Die rhythmische Musik der 1930er- und 1940er-Jahre ist nämlich längst wieder auf dem Vormarsch. "Das Revival hat seinen Ursprung in Schweden gefeiert. Dort kamen in den 1980er-Jahren bekannte amerikanische Swing-Tänzer wie etwa Frankie Manning zusammen. In den Neunzigern ist die Welle dann langsam nach Deutschland geschwappt und seitdem auf dem Vormarsch"; erklärt Johanna Schmidt.

Die 32-jährige Hamburgerin muss es wissen. Sie ist das so genannte "Cigarettegirl" der Ballroom Buskers und verkauft - wie damals in den legendären New Yorker Tanzsälen üblich - unter anderem "Ahoi"-Brausepulver und "Ga-Jol" Salzlakritz.

Mehr als zwei Stunden lang nahm das Ensemble rund um die "Ballroom Buskers"-Begründerin Dagmar Cohnen das Publikum auf eine Zeitreise in die legendäre Swing-Ära und ließ bei den Zuschauern so manch eine lieb gewonnene Erinnerung erwachen: "Meine Mutter und meine Tante haben die Swing-Musik geliebt", erinnert sich Hans-Jürgen Fritsch (73). "Die Tante hat mir dann ihre Schelllackplatten vermacht und damit auch gleich die Liebe zur Swing-Musik", sagt der Konzertbesucher aus Oststeinbek. Paula Steltzer hatte ebenfalls ihre Freude am Konzert. "Ich war vor langer Zeit mal bei einer ähnlichen Veranstaltung. Die Musik ist so herrlich rhythmisch. Ich habe die ganze Zeit mit dem Fuß mit gewippt."