Blitzmarathon: Vor allem Frauen sind zu schnell unterwegs

Konzentriert guckt Andreas Wölfel durch den Sucher des Lasergeschwindigkeitsgerätes, visiert einen silbergrauen Wagen an, der sich mit scheinbar überhöhter Geschwindigkeit auf der Straße Holstenkamp nähert. "53 Kilometer pro Stunde", ruft der Polizeimeister seiner Kollegin Petra Hoff zu, die sofort auf die Straße läuft und die Arme durch die Luft schwenkt. Sie winkt die Fahrerin des Wagens in eine Nebenstraße. "Sie sind viel zu schnell unterwegs hier. Sie haben sich gerade einen Punkt eingefahren", informiert sie Karin Schulze, die sie fragend anschaut.

Die 72-Jährige hätte nur 30 Kilometer pro Stunde auf dem Tacho haben dürfen. "Oh, das wusste ich nicht. Ich fahre hier so selten lang. Aber das zählt jetzt wohl nicht als Ausrede, oder?", fragt sie die Polizeihauptmeisterin, die zwar gutmütig mit dem Kopf schüttelt, aber auch sofort fordert: "Ihren Führerschein und die Fahrzeugpapiere, bitte!"

Wie Karin Schulze waren gestern einige Glinder zu schnell auf den Straßen der Stadt unterwegs. Und manche von ihnen wurden von Glinder Beamten rausgewinkt. Denn auch die Polizei-Zentralstation Glinde beteiligte sich gestern an dem bundesweiten Blitzmarathon - mit einer Mobilkontrolle.

Von 9 bis 16 Uhr waren die Polizeihauptmeisterin Petra Haff (48), ihr Kollege Polizeimeister Andreas Wölfel (28) und der Polizeikommissaranwärter Clemens Conrad (27) mit einem Lasergeschwindigkeitsmessgerät im Stadtgebiet unterwegs, um Temposündern auf die Spur zu kommen.

Acht Frauen und ein Mann mussten gestern ihre Fahrzeugpapiere zeigen und nun mit einem Verwarngeld zwischen 25 und 80 Euro rechnen. "Richtige Raser waren dieses Mal nicht dabei. Vielleicht, weil Ferien sind oder weil die bundesweite Aktion ja auch in den Medien groß angekündigt war", vermutet Hoff.

Die 48-Jährige, die seit 24 Jahren Polizistin ist und seit 1997 in der Glinder Wache arbeitet, hat aber schon andere Geschwindigkeitskontrollen erlebt. "Manche rasen richtig in der Stadt, fahren sogar schneller als 70 Kilometer pro Stunde. Die Rücksichtslosigkeit im Verkehr hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen", sagt sie.

Auffällig sei, dass wie nun auch beim Blitzmarathon in Glinde - häufig Frauen zu stark aufs Gaspedal drücken und mit überhöhter Geschwindigkeit unterwegs sind. "Das sind meist zehn oder 15 Kilometer pro Stunde zu viel. Aber wenn jemand richtig rast, ist es fast immer ein Mann", sagt Hoff.

Richtige Raser gingen den drei Polizisten jedoch nicht ins Netz, obwohl sie mit ihrem Laveg-Gerät, mit dem sie die Geschwindigkeit innerorts bis 249 Meter Entfernung messen dürfen, immer wieder den Standort wechselten. Mal standen sie im Oher Weg, mal im Willinghusener Weg, im Holstenkamp oder in der Straße Kaposvar-Spange standen. "Das sind die Straßen, in denen in Glinde oft zu schnell gefahren wird", weiß Hoff mittlerweile aus Erfahrung.

Karin Schulze will in nächster Zeit nun wieder verstärkt auf die runden Verkehrsschilder mit dem roten Ring achten - und auf ihren Tacho. Schulze: "Das war mir erst einmal eine Lehre."